– „Geigen der Hoffnung“ im Gottesdienst in St. Reinoldi – wie kam es dazu?
Die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit hat angefragt, ob sich die Kirchen an dem Projekt beteiligen würden, und wir haben sofort zugesagt: Da sind Menschen, die Amnon Weinstein die Geigen ihres Vaters oder Großvaters anvertraut haben, damit er sie wieder zum Klingen bringt – und in unserer Kirche werden sie dann gespielt, Amnon und Avshalom Weinstein werden von den Geschichten der Violinen und über ihr Projekt erzählen. Darauf freue ich mich.
– Was wird das Thema des Gottesdienstes sein?
Wir haben den Untertitel eines Buches über die „Geigen der Hoffnung“ in den Mittelpunkt gestellt: „Damit ihr Lied nie verklingt“. Es geht um Erinnerung an die Grauen der Shoah, die nie verstummen darf – auch wenn es immer wieder Stimmen gibt, die das fordern. Aber wir haben nur eine Zukunft, wenn wir die Erinnerung lebendig halten. Nur so können Frieden und Versöhnung entstehen.
– Was bedeuten Ihnen persönlich die Geigen, die der Geigenbauer Amnon Weinstein gesammelt hat?
Ich glaube, diese Geigen zu spielen und zu hören, ist eine beeindruckende Erfahrung, die mit Worten schwer zu vermitteln ist. Und eine Möglichkeit, dem Antisemitismus, der gerade wieder zunimmt, etwas entgegenzusetzen. Die Erinnerung an die Opfer der Shoah, die in der Musik weiterlebt, hat eine ganz eigene Stärke. Außerdem fasziniert mich, dass in den Orchestern, die auf Weinsteins Instrumenten spielen, Menschen ganz unterschiedlicher Religionen und Kulturen zusammenkommen. Das ist für mich ein Symbol; ein großes, weltweites Versöhnungsprojekt. Darum passt es auch gut, dass sie im Gottesdienst 80 Jahre nach der Reichspogromnacht und zum Auftakt der Ökumenischen Friedensdekade erklingen. leg
