Gegner und Befürworter von Leihmutterschaft debattieren in Rom

Während in Deutschland die Teil-Legalisierung von Leihmutterschaften geprüft wird, wird in Italien eine Gesetzesverschärfung erwartet. Gegner und Befürworter werben für ihr Anliegen. Und auch im Vatikan tut sich was.

Gegner wie Befürworter von Leihmutterschaften haben am Freitag in Rom für ihre Anliegen geworben. Ein zweitägiger Kongress des „Casablanca-Projekts“ brachte Kritiker zusammen. Vor einem Jahr veröffentlichte die internationale Gruppe eine gleichnamige Erklärung, in der sie zu einem Verbot von Leihmutterschaften weltweit aufruft.

Ihre Sprecherin ist Olivia Maurel. Sie selbst entstand aus einer gekauften Schwangerschaft und ist heute erklärte Gegnerin des Verfahrens. Es gebe vor allem in sozialen Medien immer wieder schöne Geschichten über Leihmutterschaft, aber dies sei nicht die ganze Wahrheit. Und sie machten die Praxis, die Maurel mit Sklavenhandel vergleicht, nicht ethischer. Als „Utero in affito“ (auf Deutsch: Gemietete Gebärmutter) bezeichnen die Gegner das. Und dieser Weg müsse nicht reguliert, er müsse verboten werden – zum Schutz von Frauen und Kindern, so die 33-Jährige. Das wolle sie mit dem Projekt erreichen.

Über ihr Anliegen sprach sie bereits am Donnerstag mit Papst Franziskus. In dem vom Vatikan nicht offiziell mitgeteilten Treffen habe sich das katholische Kirchenoberhaupt sehr informiert zur Problematik von Leihmutterschaften gezeigt, berichtete die gebürtige US-Amerikanerin. Der Papst habe ihrem Projekt seine Unterstützung zugesagt – ihre Arbeit sei wichtig und legitim.

In der Vergangenheit hatte sich Franziskus bereits für ein weltweites Verbot von Leihmutterschaften ausgesprochen. In dem Dokument zur Menschenwürde „Dignitas infinita“, das der Vatikan am Montag veröffentlichen wird, werden ähnliche Ausführungen zu dem Thema erwartet.

Das neue Vatikan-Schreiben war bei einer Demonstration von knapp 50 Befürwortern auf einem zentralen Platz in Rom kaum Thema. Manche Regenbogenfamilien, vor allem gleichgeschlechtliche Paare mit Kindern, sorgen sich um eine Gesetzesverschärfung in Italien. Die italienische Abgeordnetenkammer hat sich bereits mehrheitlich für den Gesetzentwurf der Regierungspartei Fratelli d’Italia ausgesprochen, nun muss er noch den Senat passieren.

Schon seit zwanzig Jahren ist Leihmutterschaft in Italien verboten – ähnlich wie in Deutschland. Künftig sollen in Italien aber auch jene strafrechtlich verfolgt werden, die auf eine Leihmutterschaft im Ausland zurückgreifen oder an der Vermittlung solcher Verträge beteiligt sind. Das gilt auch für Staaten, in denen das Verfahren legal ist, etwa Kanada.

Das war der Weg von Stefano und Alessandro. Das schwule Paar ist mit der fünf Monate alten Nora zu dem Regenbogen-Protest gekommen. Nora wurde von einer Leihmutter ausgetragen. Bis heute habe das Paar aus der Emiglia-Romana regelmäßigen Kontakt zur leiblichen Mutter, erzählen sie.

Mit ihrer Teilnahme am Protest wollten sie vor allem zeigen, dass Familien wie die ihre real existierten. Zwar seien ihre Erfahrungen als Familie in der Zivilgesellschaft fast ausschließlich positiv, doch sorgten sie sich um eine Stigmatisierung ihres Kindes, sollte das Gesetz in Kraft treten. „Wir sind Familien und keine Verbrecher“, ist auf den Fahnen und Plakaten zu lesen, die bei der Demonstration im römischen Stadtzentrum hochgehalten werden.