Gefängnisglocke auf der Leuchtenburg läutet wieder

Zum Reformationstag wird die Gefängnisglocke auf der Leuchtenburg bei Jena erstmals wieder zum Gottesdienst läuten. Rund 20 Jahre war sie aufgrund einer Beschädigung stumm geblieben, wie die Stiftung Leuchtenburg am Montag in Seitenroda mitteilte. Ein rund 24 Zentimeter langer Riss hatte sich mit den Jahren im Glockenmantel gebildet.

Der Schaden der aus Kupfer mit einem kleinen Zinnanteil gegossenen Glocke sei erst nach ihrem aktiven Dienst eingetreten. Pünktlich zum 300-jährigen Bestehen habe eine Innsbrucker Glockengießerei die schadhafte Stelle aufwendig schweißen können. Möglich wurde dies laut Museum durch Fördermittel des Freistaates Thüringen sowie durch Eigenmittel der Stiftung Leuchtenburg.

Das sieben Kilogramm schwere Glöckchen regelte den Angaben zufolge seit Gründung des Gefängnisses vor 300 Jahren den Tagesablauf in der Haftanstalt auf der Burg. Bis zur Aufgabe des Strafvollzugs im Jahr 1871 habe die Glocke den Häftlingen die Zeit zum Aufstehen, zu Pausen, Arbeitsende und Einschlusszeiten angezeigt. Zusätzlich habe sie immer schon zu den Gottesdiensten gerufen, denn die Seelsorge sei ein wesentlicher Bestandteil im Strafvollzug gewesen.

Der Gottesdienst wird den Angaben zufolge gemeinsam von den Kirchgemeinden der Region in der ehemaligen Gefängniskirche auf der Burg gefeiert. Nach 2007 wurde die Kapelle entsprechend dem touristischen Gesamtkonzept durch die Stiftung Leuchtenburg zur weltweit ersten Porzellankirche umgebaut.