Gefälschte Hitler-Tagebücher kommen ins Bundesarchiv
Die gefälschten Hitler-Tagebücher waren einer der größten Medienskandale des Landes. Nun hat der Bertelsmann-Konzern angekündigt, die Tagebücher an das Bundesarchiv zu übergeben.
Der Bertelsmann-Konzern wird die gefälschten Hitler-Tagebücher, die 1983 im Magazin „Stern“ als vermeintlich echte Dokumente veröffentlicht wurden, an das Bundesarchiv abgeben. Die 60 Kladden als Dokumente eines der größten Medienskandale in der deutschen Nachkriegsgeschichte sollen im Laufe des Jahres übergeben werden, wie der Gütersloher Medienkonzern und das Bundesarchiv zum Auftakt einer Konferenz ankündigten. Bis Mittwoch (26. April 2023) veranstaltet das Münchner Institut für Zeitgeschichte in Berlin die Konferenz zur „Geschichte des ‚Stern‘ und seiner prägenden Personen“.
Michael Hollmann, Präsident des Bundesarchivs, erklärte, die gefälschten Hitler-Tagebücher seien als „eigentümliche Zeugnisse der bundesrepublikanischen Zeitgeschichte“ im Bundesarchiv gut aufgehoben: „Sie zeigen einen dreisten Versuch, den brutalen Verbrechen des Nationalsozialismus einen menschlichen Anstrich zu geben, der in den 1980er Jahren in der Gesellschaft auf Resonanz traf.“ Die Dokumente sollen am Standort Koblenz aufbewahrt und dort zugänglich gemacht werden.
Gefälschte Tagebücher seien zeithistorische Dokumente
Bertelsmann-Konzernchef Thomas Rabe erklärte, die Übergabe der gefälschten Tagebücher an das Bundesarchiv garantiere eine fachgerechte Sicherung und Nutzbarkeit der zeithistorischen Dokumente. Die Veröffentlichung der vom Kunstfälscher Konrad Kujau angefertigten Kladden als vermeintlich echte Tagebücher von Adolf Hitler hatte die Illustrierte „Stern“ in eine tiefe Krise gestürzt.
Bertelsmann, zu dem die Gruner + Jahr-Zeitschrift „Stern“ gehört, hatte das Institut für Zeitgeschichte im August 2022 mit der unabhängigen wissenschaftlichen Aufarbeitung der Geschichte des Magazins beauftragt. Das Institut untersucht die Zeit von der Gründung des „Sterns“ durch Henri Nannen 1948 bis zu dessen Ausscheiden 1983. Anlass der Forschung waren Medienberichte, wonach Nannen in der NS-Zeit an antisemitischen Flugschriften in leitender Position beteiligt gewesen sein soll. Im Februar dieses Jahres war der Forschungsauftrag dann um eine Untersuchung des Umgangs mit den gefälschten „Hitler-Tagebüchern“ erweitert worden.