Der Jurist und frühere Vize-Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde München, Joseph Schäler (1885-1943), hat eine Gedenktafel bekommen. Damit wolle die bayerische Justiz die Erinnerung an den Münchner Oberamtsrichter sowie 215 weitere jüdische Justizangehörige, die vom NS-Regime verfolgt wurden, wachhalten, teilte das Justizministerium am Donnerstag mit. Schäler war 1943 von den Nationalsozialisten im KZ Auschwitz ermordet worden.
Schäler habe sein Leben in den Dienst des Rechts gesellt, sagte Justizminister Georg Eisenreich (CSU) bei der Gedenkstunde. Während der NS-Zeit sei er jedoch wegen seines jüdischen Glaubens jeglicher Rechte entraubt worden. „Die menschenverachtende Pervertierung des Rechtsstaats in der NS-Zeit mahnt uns alle, dass wir Menschenrechte, Frieden und Freiheit Tag für Tag verteidigen müssen.“ Die Gedenktafel ist im Ausbildungszentrum CampusJustiz in München angebracht.
Dieser Ort solle nun den juristischen Nachwuchs daran erinnern, „dass wir in Deutschland eine besondere historische Verantwortung tragen“, sagte Eisenreich. Der NS-Unrechtsstaat und die menschenverachtenden Verbrechen seien auch deshalb möglich gewesen, weil sich nicht wenige Juristen, die eigentlich Recht und Gesetz verpflichtet waren, in den Dienst des Regimes gestellt hätten. Jüdinnen und Juden müssten sich in Bayern sicher fühlen – vor allem vor dem Hintergrund, dass die Zahl antisemitischer Straftaten steige.
Schäler war einer von insgesamt 216 jüdischen Bediensteten der bayerischen Justiz und Notariate, die ab 1933 entrechtet wurden. 1938 kam er ins KZ Dachau. Seinen Kindern gelang wenige Wochen später die Flucht nach England. 1943 wurden Schäler und seine Frau nach Auschwitz deportiert. An der Gedenkstunde nahmen auch die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, Charlotte Knobloch, und der Präsident des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs, Hans-Joachim Heßler, teil. (0407/06.02.2025)