Gedenktafel für ehemaligen Thomaskantor
Eine Gedenktafel für den ehemaligen Thomaskantor und Organisten Günther Ramin (1898-1956) wird am Montag in Leipzig enthüllt. Sie werde an seinem letzten Wohnhaus in der Ferdinand-Lassalle-Straße 22 angebracht, teilte die Stadtverwaltung am Mittwoch mit. Gestaltet hat die Tafel die Leipziger Künstlerin Caroline Kober.
Ramin wurde vor 125 Jahren in Karlsruhe geboren – am 15. Oktober 1898. Als Kind sang er im Leipziger Thomanerchor, 1939 wurde er zum Thomaskantor berufen. Der Kirchenmusiker habe sich insbesondere um die Pflege der Werke Johann Sebastian Bachs (1685-1750) verdient gemacht, hieß es. Benannt werden müssten jedoch auch seine Verstrickungen in die NS-Kulturpolitik.
Die Nationalsozialisten hätten versucht, den international erfolgreichen Organisten für ihre Ziele zu instrumentalisieren. Er habe sich zugänglich gezeigt und 1935 beispielsweise bei der Hochzeit Hermann Görings (1893-1946) die Orgel gespielt. Ein Jahr später weihte er in Nürnberg auf dem NSDAP-Parteitag die neu installierte „Reichsparteitagsorgel“ ein, ein monumentales Instrument im Dienst der NS-Propaganda.
Ramin habe zugleich den Thomanerchor in der schwierigen Zeit des Krieges und des Wiederaufbaus nach 1945 zusammengehalten, hieß es. Nach 1949 übernahm er diverse Ämter innerhalb der DDR-Bachpflege. Die Gedenktafel für den Musiker wird von Leipzigs Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke (Linke) enthüllt.