Gedenkstättenleiterin warnt vor wachsendem Antisemitismus

Anlässlich des 79. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen am 15. April 1945 hat die Geschäftsführerin der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, Elke Gryglewski, vor wachsendem Antisemitismus gewarnt. So sei in Bergen-Belsen wie auch anderen niedersächsischen Gedenk- und Lernorten eine zunehmende Zahl von Äußerungen zu verzeichnen, die unverhohlen antisemitisch, demokratiefeindlich und geschichtsrevisionistisch sind. „Es besorgt uns“, sagte Gryglewski am Montag.

Zugleich zeige sich aber auch, dass Gedenkstätten als wichtige Orte demokratischer Bildung wahrgenommen werden, unterstrich Gryglewski, die auch die Gedenkstätte Bergen-Belsen leitet. „Wir haben ein feines Gespür dafür, dass auch vermeintlich banale Vorkommnisse immer wieder Grenzüberschreitungen darstellen, die wir konsequent als solche sichtbar machen.“ Die Gedenkstätten strebten eine verstärkte Kommunikation und Kooperation mit der Polizei an, um gemeinsam gegen die Angriffe vorzugehen.

Mit Blick auf eine für den 5. Mai geplante Gedenkveranstaltung sagte die Gedenkstättenleiterin: „Das diesjährige Gedenken zum Jahrestag der Befreiung wird ganz bewusst gemeinsam mit Überlebenden und zivilgesellschaftlichen Akteurinnen gestaltet. Wir wollen zeigen, dass Erinnerung für unsere Gegenwart und Zukunft eine bleibend wichtige Aufgabe ist, die uns zusammenhält und stärkt“. Genau dafür sei eine interessierte und engagierte Zivilgesellschaft unerlässlich.

In Bergen-Belsen starben während der Nazidiktatur mehr als 52.000 KZ-Häftlinge und rund 20.000 Kriegsgefangene. Am 15. April 1945 befreiten britische Truppen das Lager. Unter den insgesamt rund 120.000 Häftlingen waren neben Juden unter anderem Sinti und Roma, politische Gefangene, Homosexuelle und Zeugen Jehovas, von denen viele auch nach dem Zweiten Weltkrieg weiter diskriminiert und ausgegrenzt wurden.