Gedenkstättenleiter beklagt Defizite in Geschichtsbildung

Der Geschichtsunterricht ist stark zurückgefahren worden, beklagt Jens-Christian Wagner von den Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Das Wissen sei nicht in die Gesellschaft gelangt.

Blick auf die Gedenkstätte Buchenwald
Blick auf die Gedenkstätte BuchenwaldImago / Ulli Winkler

Gedenkstättenleiter Jens-Christian Wagner macht für die Vielzahl demokratiefeindlicher Demonstrationen Defizite in der Geschichtsbildung verantwortlich. Der in Weimar erscheinenden Thüringischen Landeszeitung sagte er: „Um das Geschichtsbewusstsein in der Gesellschaft ist es eher schlecht bestellt.“ Der Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora fügte hinzu: „Dafür, dass historisches Wissen aus den Universitäten nicht in die Breite der Gesellschaft gelangt ist, sind auch Defizite im Schulunterricht verantwortlich.“

In den meisten Bundesländern sei in den vergangenen Jahren der Geschichtsunterricht teilweise stark zurückgefahren worden. Auch sprach Wagner von „ ritualisierten, pathoshaften Formeln“ an Gedenktagen. Zudem bemängelte der Gedenkstättenleiter eine einseitige Fokussierung auf die Opfer: „Wir haben viel zu viel mit Grauen auf die Leichenberge geblickt, die die Alliierten bei der Befreiung der Konzentrationslager gefunden haben, auf die Gaskammern in Auschwitz. Aber wir haben nicht ausreichend gefragt, wer eigentlich das Zyklon B in diese Gaskammern hineingeworfen hat, wer das hergestellt hat.“

Umgedrehte Deutschland-Fahnen

Wagner blickt mit Sorge auf Proteste von Menschen mit umgedrehten Deutschland-Fahnen, Russland-Flaggen, sogenannten Judensternen auf der Kleidung und „Reichsbürger“-Symbolen. Es handele sich um „eine sehr breite und krude Mischung“. Diese werde vereint durch Ressentiments gegen die westliche Demokratie. Wichtig sei, „dass wir diejenigen zu erreichen versuchen, die kurz davor sind, in dieses Milieu hinein abzukippen“.