Gedenkstätte Stalag 326: Kuper befürchtet Scheitern der Ausbaupläne
NRW-Landtagspräsident André Kuper (CDU) hat vor dem Scheitern der Ausbaupläne für die Gedenkstätte Stalag 326 in Schloß Holte-Stukenbrock gewarnt. Diese Gefahr sei nach der Absage der CDU-Kreistagsfraktion in Gütersloh an die Übernahme von Vorlauf- und Betriebskosten durch den Kreis „sehr real“, sagte Kuper in Münster dem Kulturmagazin Westfalenspiegel (Freitag). Nach den Plänen von Bund, Land Nordrhein-Westfalen und Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) soll der kleine Gedenkort für Kriegsgefangene aus der ehemaligen Sowjetunion für 64 Millionen Euro zu einer Gedenkstätte von nationaler Bedeutung erweitert werden.
Das Kommunalparlament soll am 25. September über den ab 2030 jährlich anfallenden Anteil des Kreises Gütersloh an den Betriebskosten von insgesamt 4,6 Millionen Euro entscheiden. Der Kreis soll zehn Prozent dieser Summe, also 460.000 Euro übernehmen. Außerdem ist laut der Beschlussvorlage für den Kreistag bereits ab 2024 eine Beteiligung an Vorlaufkosten des Projektes in Höhe von 72.000 Euro vorgesehen.
Nach dem Willen der CDU-Fraktion soll der Kreis lediglich 200.000 Euro im Jahr an den Förderverein der Gedenkstätte Stalag 326 zahlen. Man lehne die geplanten Investitionen von 64 Millionen Euro, von denen der Bund 25 Millionen, das Land 29 Millionen und der LWL 10 Millionen tragen wollen, ebenso wie die später daraus resultierenden Betriebskosten als „überdimensioniert“ ab, heißt es in einem von der Fraktionschefin Birgit Ernst unterzeichneten Antrag an die kommunalen Gremien.
Ein solches Projekt von bundesweiter Bedeutung könne nur verwirklicht werden, wenn die Region dahinter stehe, betonte Landtagspräsident Kuper. Die geplante Gedenkstätte mit einer Ausstellung sei „wichtig für die Demokratiebildung – nicht zuletzt in Zeiten, in denen rechtsextreme Tendenzen zunehmen“. Das Geld, das darin investiert werden solle, sei „kein verlorenes Geld“, sagte der CDU-Politiker.
Seit 1996 erinnert eine kleine Gedenkstätte in einer Baracke auf dem Gelände der Polizeischule in Schloß Holte-Stukenbrock an die 300.000 Gefangenen, die von 1941 bis 1945 das sogenannte „Stammlager 326“ (Stalag) durchliefen und von dort aus zur Zwangsarbeit im Ruhrbergbau, in Landwirtschaft und Industrie eingesetzt wurden. Schätzungen zufolge starben etwa 65.000 Menschen aufgrund der katastrophalen Lebensbedingungen, in einem nahe gelegenen Lazarett und in den Arbeitskommandos.
Kuper erläuterte, der von einem Förderverein betriebene bisherige Gedenkort sei wegen der Polizeischule nicht frei zugänglich, zudem sei die Ausstellung „in die Jahre gekommen und nicht mehr zeitgemäß“. Geplant seien nun eine Verlegung der Polizeischule sowie Sanierung und Umbau der drei denkmalgeschützten Stalag-Gebäude. Die neu zu konzipierende Ausstellung solle für Schüler, aber auch für die breite Öffentlichkeit attraktiv sein.
Der Landtagspräsident betonte, es gebe immer weniger Zeitzeugen, die die Verbrechen der NS-Zeit erlebt hätten und davon berichten könnten. Daher sei es wichtig, dass es Gedenkstätten gebe, die an authentischen Orten informierten.