Gedenkort für verfolgte Sinti und Roma im Saarland eingeweiht

Der Gedenkort „Nachhall“ für verfolgte und ermordete Sinti und Roma ist am Sonntag im Saarbrücker Echelmeyerpark eingeweiht worden. „Wir erinnern mit diesem Mahnmal an den Holocaust an den 500.000 Sinti und Roma im NS-besetzten Europa“, sagte der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, laut Redetext. „Erinnern ist keine Schuldübertragung, wie es die Rechtsextremisten und Nationalisten in unserem Land behaupten.“ Erinnern bedeute, Verantwortung für Demokratie sowie Rechtsstaat zu übernehmen und die Würde eines jeden Menschen aktiv zu verteidigen.

„Die Stadt Saarbrücken erinnert zukünftig an eine nicht genau bekannte Anzahl Menschen“, betonte der Zentralratsvorsitzende. „Wir wissen immer noch zu wenig über die Angehörigen unserer Minderheit, die aus dem Saarland in die Ghettos und Vernichtungslager deportiert wurden.“ Dieses Mahnmal sei auch ein Appell, die Geschichte genauer zu erforschen. Auch solle nicht nur an den Holocaust, sondern auch an die 600-jährige Geschichte der Sinti und Roma in Deutschland erinnert werden.

Der Landesverband Deutscher Sinti & Roma Saarland hatte den Gedenkort „Nachhall“ angeregt. Die Saarbrücker Künstlerin Frauke Eckhardt hat ihn entworfen und im Auftrag des Kulturamtes in Zusammenarbeit mit der Kunstkommission der Landeshauptstadt Saarbrücken ausgeführt, wie die Stadt erklärte. Zentral auf einem kreisförmigen Platz befinde sich das skulpturale und interaktive Mahnmal. Klänge aus der Sinti- und Roma-Kultur könnten über Audio-QR-Codes mit dem eigenen Smartphone abgerufen werden.

Der Ort des Gedenkens befindet sich in unmittelbarer Nähe zur katholischen Kirche St. Michael. An dieser hatte der Pfarrer Arnold Fortuin den Angaben zufolge von 1927 bis 1933 als Kaplan gewirkt und unter anderem Sinti- und Roma-Familien betreut. Im Verborgenen habe er für ihre Kinder eine Schule im Pfarrhaus gegründet. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg setzte er sich für die Entschädigung der Sinti und Roma ein. Die katholische Deutsche Bischofskonferenz ernannte ihn zum ersten Nationaldirektor der heutigen „Katholischen Seelsorge für Roma, Sinti und verwandte Gruppen“.

Für den evangelischen Kirchenrat Frank-Matthias Hofmann war Fortuin „ein einsamer Rufer in der Wüste in seiner katholischen Kirche“. Auch die evangelische Kirche habe kein Wort der Partei für Sinti und Roma ergriffen. „Beide Kirchen haben Schuld auf sich geladen“, betonte der Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Erinnerungsarbeit Saarland, der auch Beauftragter der Evangelischen Kirchen für das Saarland ist, laut Redetext. Es seien immer nur Einzelne gewesen, die den Mund gegen Unmenschlichkeit aufgemacht hätten. „Es ist gut, dass sich die Kirchen seit den 80er Jahren endlich zu ihrer seelsorgerlichen, diakonischen und politischen Verantwortung dieser Opfergruppe gegenüber bekannt haben“, unterstrich er.