Gedenken erinnert an Bremer Opfer der NS-Medizinverbrechen

Mit einem öffentlichen Gedenken wird am kommenden Donnerstag (30. Mai) an die Bremer Opfer der NS-Medizinverbrechen erinnert. Bei der Veranstaltung, die um 12 Uhr am Mahnmal „Irrstern“ auf dem Gelände des Klinikums Bremen-Ost beginnen soll, wollen unter anderen Bürgerschaftspräsidentin Antje Grotheer (SPD) und Bremens Landesbehindertenbeauftragter Arne Frankenstein sprechen, wie der Klinikverbund Gesundheit Nord mitteilte.

An dem Gedenkakt am Mahnmal der Künstlerin Marikke Heinz-Hoek beteiligen sich den Angaben zufolge auch die Angehörige Michaela Borchard-Struwe und der Leiter des benachbarten Krankenhaus-Museums, Jannik Sachweh. Seit 1996 wird dort regelmäßig an die Opfer erinnert. „Der Gedenktag ist nicht zufällig gewählt“, erläuterte Kliniksprecherin Stefanie Beckröge. „Am 30. Mai 1940 fuhr von der damaligen Bremer Nervenklinik – dem heutigen Klinikum Bremen-Ost – ein Bus mit 36 Patientinnen und Patienten in Richtung Wehnen bei Oldenburg. 34 von ihnen starben in Wehnen an vorsätzlichem Nahrungsentzug.“

Der 30. Mai 1940 sei der Beginn vieler sogenannter Verlegungen gewesen, hieß es. Sie endeten für die meisten Menschen, die der Bremer Nervenklinik anvertraut waren, mit dem Tod. „Von etwa 1.000 Patienten, die zwischen 1938 und 1944 aus Bremen in andere Anstalten verlegt wurden, starben 886 Menschen“, sagte Beckröge. „Männer, Frauen, Kinder und Jugendliche aus Bremen und Bremerhaven wurden durch die menschenverachtende, sogenannte Euthanasie getötet.“

Beckröge ergänzte, von 2.665 Bremern sei bekannt, dass gegen sie ein Verfahren vor NS-„Erbgesundheitsgerichten“ eingeleitet worden sei. „Etwa 2.500 wurden in der Folge zwangssterilisiert.“ Sie alle seien Opfer einer beispiellosen Kampagne gegen Menschen mit Behinderungen sowie aus Psychiatrie und Jugendfürsorge, die als „lebensunwerte Ballastexistenzen“, „Minderwertige“ oder „nutzlose Esser“ diffamiert worden seien. „Sie bilden in der Bremer Bevölkerung die größte Opfergruppe, die der Nationalsozialismus zu verantworten hat.“