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Gaza-Pfarrer Romanelli: “Diesmal scheint es ernst zu sein”

Friedenshoffnung in Gaza: Der Waffenstillstand bringt vorsichtige Erleichterung, auch in der katholischen Gemeinde. Doch Pfarrer Romanelli ist sich sicher: “Die Nachkriegszeit wird schrecklich”.

Zwischen Erleichterung, Erschöpfung und anhaltender Unsicherheit pendelt derzeit der Zustand der Menschen in Gaza angesichts der jüngst erzielten Fortschritte im Friedensprozess. In der christlichen Gemeinde von Gaza-Stadt sei die Stimmung zurückhaltend hoffnungsvoll, erklärte der Pfarrer der katholischen Gemeinde in Gaza,Gabriel Romanelli, in der Nacht auf Freitag in seinem täglichen Videobericht auf YouTube. Trotz der offenbar erfolgreichen Bemühungen um eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas seien weiter israelische Armeeangriffe und Bombenexplosionen wahrnehmbar. “Betet weiter für einen gerechten Frieden für Palästina und Israel”, so der Priester.

Inzwischen ist das Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und der Hamas nach Angaben der israelischen Armee in Kraft getreten. Wenige Stunden vor Veröffentlichung des Videos hatte das israelische Sicherheitskabinett dem Abkommen mit der Hamas zugestimmt. Die Vereinbarung sieht ein sofortiges Ende der Kampfhandlungen, den Rückzug israelischer Truppen sowie die Freilassung palästinensischer Häftlinge und der verbliebenen Geiseln im Gazastreifen vor.

“Es ist eine gute Nachricht, dass es diesen ersten Schritt zum Frieden gibt”, betonte Romanelli. Die Menschen vor Ort seien gelassen und ruhig, so der Eindruck des aus Argentinien stammenden Ordensmannes, dem selbst große Erschöpfung und Müdigkeit anzusehen war. “Wir wissen, dass schon oft von Frieden gesprochen wurde. Aber diesmal scheint es ernst zu sein.”

Dennoch bleibe die Lage angespannt. Die Feindseligkeiten gingen weiter und beträfen auch die in der Pfarrei wohnenden Flüchtlinge. Erst am Donnerstagmittag sei einer von ihnen, der mit seiner Frau einen Termin im christlichen Krankenhaus wahrnahm, durch eine durchs Fenster eindringende Kampfdrohne verletzt worden. “Ein Schuss traf ihn im Bauch. Glücklicherweise waren keine Organe betroffen”, sagte der Priester. Ein anwesender Arzt habe sofort eine Notoperation durchgeführt. “Wir hoffen, dass es der letzte Verletzte war.” Zwar gebe es derzeit deutlich weniger Opfer als in früheren Kriegsphasen, so Romanelli weiter, “aber jeder Tod ist eine Tragödie”.

Romanelli mahnte in seiner Videobotschaft, die langfristigen Folgen des Konflikts nicht zu unterschätzen: “Das Ende des Krieges in Gaza ist nicht das Ende eines Films. Die Nachkriegszeit wird schrecklich sein.” Man dürfe nicht vergessen, dass Millionen Menschen weiterhin in Not lebten und alles verloren hätten. Die Wohnhäuser seien weitgehend zerstört, ebenso Schulen, Krankenhäuser, die Wasserversorgung und das Elektrizitätsnetz.

Betroffen sei auch die katholische Gemeinde, denn drei christliche Schulen seien durch Bomben zerstört und die Pfarrschule noch immer voll mit Flüchtlingen, weshalb die Klassenräume nicht genutzt werden könnten. Die Pfarrei versuche trotz der widrigen Umstände, mit provisorischem Unterricht für Kinder zu beginnen oder Freizeitgestaltung zu bieten, berichtete der Priester.

Hunderttausende Menschen, die in den Süden des Gazastreifens geflohen sind, wollten laut Romanelli zurück in den Norden, was derzeit wegen unterbrochener Verkehrsverbindungen jedoch nicht möglich sei. “Der Norden und der Süden bleiben vorerst getrennt.” Es herrsche weiter Unklarheit darüber, wie viel Hilfe tatsächlich eintreffe und wie sie verteilt werde.