„Gaud seihn kannst du bloots mit ’n Harten“

Der Roman von Antoine de Saint-Exupery ist Weltliteratur. Christian Voß, Pastor im Ruhestand, hat das Buch ins Mecklenburger Platt übersetzt.

Pastor Christian Voß will das Plattdeutsche erhalten
Pastor Christian Voß will das Plattdeutsche erhaltenMarion Wulf-Nixdorf

Rostock. „Dat nu is mien Geschenk, wecket ick di taun deipet Verstahn von ’t Läben mitgäben will; dat is ’ne ganz einfache Sak. Gaud seihn kannst du bloots mit ’n Harten. Dat, wo ’t würklich up ankümmt, koen’n de Ogen nich seihn.“ Auf Hochdeutsch: „Das ist mein Geheimnis. Es ist ganz einfach: Gut sehen kann man nur mit dem Herzen. Worauf es wirklich ankommt, das sehen die Augen nicht.“

Aber lässt sich „Geschenk“ wirklich mit „Geheimnis“ übersetzen? Der 84-jährige Pastor im Ruhestand in Rostock nimmt sich sein Exemplar von de „De lütte Prinz“ von Antoine de Saint-Exupery, das er vor ein paar Monaten ins Plattdeutsche übersetzt hat. Dann sucht er die Stelle und sagt, „der Fuchs hat gesagt: ,und dann schenke ich dir ein Geheimnis‘“.

Keine Geheimnisse

Das Wort Geheimnis gibt es im Plattdeutschen nicht. Also muss es umschrieben werden. Es komme ja schon am Anfang des Buches vor: „Wenn einen etwas Geheimnisvolles zu sehr ins Staunen versetzt, wagt man nicht zu widersprechen“, schreibt Saint-Exupery nach der wiederholten Bitte des kleinen Prinzen, ihm ein Schaf zu zeichnen. Christian Voß umschreibt es so: „De Lütt hadd’ wat an sick, wat mi so gefangen nehm, dat ich dor nich gägenan künn.“ Darum ging es ihm: nicht am Text kleben, sondern den Sinn erfassen und dann so plattdeutsch wie irgend möglich. „Da habe ich mir einige Eigenheiten erlaubt“, sagt er.

Es ist ein im wahrsten Sinne des Wortes zauberhaftes Buch in plattdeutscher Sprache geworden, das kürzlich im Verlag Tintenfaß in Neckarsteinach in einer Erstauflage von 400 Exemplaren erschienen ist. 250 mussten schon nachgedruckt werden. In diesem Verlag sind Übersetzungen des „Kleinen Prinzen“ bisher in 140 Sprachen erschienen. Der Verlag „Edition Tintenfaß“ (auf das ß im Namen wird Wert gelegt bis heute!) wurde 2001 gegründet und ist auf Erhalt und Pflege von Minderheitensprachen, Mundarten und Regionalia bedacht.

Kapitel in zwei Tagen übersetzt

Verlagsleiter Walter Sauer, promovierter Sprachwissenschaftler, fragte über den Arbeitskreis „Plattdüütsch in de Kirch“ nach einem Übersetzer ins Meckelbörger Platt für den „Kleinen Prinzen“ an. „Am 26. August kam die Anfrage über den Sprecher des Arbeitskreises“, erinnert sich Voß, am 28. August schickte er ein übersetztes Kapitel an den Verlag. Am 7. September unterschrieb Voß den Vertrag. Mitte November war die Übersetzung des „Kleinen Prinzen“ fertig. Voß bat einige kundige Plattdeutsche, seinen Text gegenzulesen und im März erschien das Buch.

Das Plattdeutsche, das ihm von Kindesbeinen vertraut ist, hat Voß aber erst im Ruhestand zu seinem Hobby gemacht. Er predigt in plattdeutscher Sprache, lädt zu Lesungen ein, schreibt Liedtexte zu Melodien aus dem Gesangbuch, hat ein Buch „Reimereien“ mit 90 plattdeutschen und 50 hochdeutschen Gedichten im Selbstverlag herausgegeben. Woran ihm liegt, hat er mal so formuliert: „Kirch up Platt – giern mag ick dat; deit deip an ’t Hart mi rögen. Bloots – dörp’n sei ’t nich verbögen, dat Kirch up Platt ok ward platt.“

Regionale Unterschiede

„Ich weiß sehr wohl, dass Plattdeutsch regional unterschiedlich gesprochen wird. Aber wer es schreibt, sollte sich an gewisse Regeln halten“, meint er. Voß arbeitet sehr viel mit dem großen „Mecklenburgischen Wörterbuch“ und auch mit den leichter zu erwerbenden Wörterbüchern von Renate Herrmann-Winter.

Er hofft, zum Erhalt des Plattdeutschen beitragen zu können.

Buch-Tipp
Antoine de Saint-Exupery: De lütte Prinz.
Verlag Tintenfaß, 96 Seiten, 16,-Euro.

Das Buch können Sie hier bestellen. Telefonische Bestellhotline: 0431 / 51 97 250 oder per E-Mail: bestellservice@buecherstube-kiel.de
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