Gauck: „Wir sind nicht am Ende unserer Möglichkeiten“

Altbundespräsident Joachim Gauck hat zu persönlichem Engagement und Solidarität aufgerufen. „Verantwortung ist die erwachsene Form von Freiheit“, sagte Gauck am Samstagabend in Leipzig. Solidarität sei die menschliche Fähigkeit, barmherzig sein zu können. Der evangelische Theologe betonte: „Wir sind nicht am Ende unsere Möglichkeiten, solidarisch zu sein.“

Gauck war Gast einer Festveranstaltung anlässlich der zentralen Eröffnung der diesjährigen bundesweiten Spendenaktion der evangelischen Hilfsorganisation „Brot für die Welt“. Sie steht unter dem Motto „Wandel säen“ und soll am Sonntag mit einem Fernsehgottesdienst in der Leipziger Peterskirche beginnen.

Gauck betonte, über die eigenen Interessen hinaus wirksam zu werden, sei Lebensqualität. „Ich nenne es nachhaltiges Glück“, sagte er. Das sei ein „anderes Glück als das, was wir erleben, wenn wir uns zurückziehen“. Mit einem Rückzug ins Private könne die Welt nicht verändert werden.

Es gebe ein „vorpolitisches Gefühl dafür, dass wir aufeinander bezogen sind“, sagte Gauck. Soziales Engagement speise sich aus tieferen Quellen, nicht nur aus der Aufzählung von Notsituationen und Zahlen. Zudem lohne es sich, „verwegener zu hoffen“, sagte der Altbundespräsident.

Das diesjährige Motto der „Brot für die Welt“-Spendenaktion steht für Sachsens evangelischer Landesbischof Tobias Bilz für einen „ganz starken Hoffnungsakt“. „Wir geben etwas weg, weil wir glauben, dass nach einer gewissen Zeit etwas werden wird“, sagte Bilz. Sachsens Diakoniechef Dietrich Bauer betonte, es gehe um „wichtige und drängende Themen“. Bei „Brot für die Welt“ gehe es „um die Überwindung von extremen Gegensätzen und darum, dass sich etwas ändern muss“, sagte er.

Die Präsidentin von „Brot für die Welt“, Dagmar Pruin, betonte, die Zahl der Hungernden weltweit nehme wieder zu. „Mehr als 800 Millionen Menschen haben derzeit nicht genug zu essen, obwohl genug da ist“, sagte sie. Grund dafür sei eine Verteilungs- und Gerechtigkeitskrise. Eine Umkehr sei „nötig und möglich“. Jeder und jede könne den Wandel gestalten.