Gambia erwägt Straffreiheit für Genitalverstümmelung

In Gambia steht weibliche Genitalverstümmelung möglicherweise bald nicht mehr unter Strafe. Während etliche muslimische Geistliche einen entsprechenden Vorstoß begrüßen, sind Menschenrechtler entsetzt.

In Gambia könnte das gesetzliche Verbot weiblicher Genitalverstümmelung wieder aufgehoben werden. An diesem Montag will das Parlament darüber entscheiden, ob ein Vorstoß zur Abschaffung des Verbots auf die Tagesordnung kommt, wie der britische Sende BBC berichtet. Eingebracht wurde die Vorlage mit der Begründung, „religiöse Reinheit aufrechterhalten sowie kulturelle Normen und Werte schützen“ zu wollen.

Im westafrikanischen Gambia steht Genitalverstümmelung seit 2015 unter Strafe. Seitdem haben jedoch mehrere muslimische Geistliche eine Aufhebung des Verbots gefordert. Nach BBC-Informationen zahlten sie in mindestens drei Fällen die Geldstrafen, zu denen Frauen nach Vornahme entsprechender Eingriffe verurteilt worden waren.

Der Oberste islamische Rat des Landes hatte im vergangenen Jahr außerdem eine Fatwa erlassen, in der es heißt, dass „Allah die Beschneidung von Frauen angeordnet“ habe. In Gambia bekennen sich mehr als 95 Prozent der gut 2,4 Millionen Einwohner zum Islam. Es herrschen allerdings unterschiedliche Ansichten mit Blick auf die Beschneidung von Frauen.

Menschenrechtler kritisieren den neuen Gesetzentwurf und sehen darin eine Verletzung von Grundrechten. Auch könne die Genitalverstümmelung schwere gesundheitliche Folgen haben. Nach Informationen der Vereinten Nationen sind in Gambia drei von vier Mädchen und Frauen im Alter von 14 bis 49 Jahren von Genitalverstümmelung betroffen.