Fußballpfarrer drückt Borussia Dortmund die Daumen

Bayern oder Dortmund? Für den als Fußballexperten bekannten Pfarrer Josef Hochstrasser ist die Sache klar. Denn der BVB verkörpere Bescheidenheit ohne „Großmaulgehabe“.

Jubeln am Ende die Dortmunder über die Meisterschale? Der Fußballpfarrer Josef Hochstrasser hofft es
Jubeln am Ende die Dortmunder über die Meisterschale? Der Fußballpfarrer Josef Hochstrasser hofft esImago / Osnapix

Der als Fußballexperte bekannte Schweizer Pfarrer Josef Hochstrasser drückt für die Meisterschaft in der Fußball-Bundesliga Borussia Dortmund die Daumen. „Auch gesellschaftspolitisch wäre dies ein Signal“, sagte der 76-Jährige dem Portal kath.ch: „Denn im Vergleich zu Bayern München verkörpert Borussia Dortmund noch eine gewisse Bescheidenheit. Das Team hat es ohne Skandale und Großmaulgehabe nach oben geschafft.“

Auch wenn natürlich Dortmund selbst längst zum Millionenclub geworden sei, strahle der Verein im Vergleich zu den Bayern noch eine Art Bodenständigkeit aus, so der Geistliche. Das wurzele „im Ruhrpott, wo die Menschen jahrzehntelang hart im Kohlebergbau unter Tage malochen mussten“.

Mit Ottmar Hitzfeld befreundet

Hochstrasser ist seit Jahrzehnten mit Ex-Fussballtrainer Ottmar Hitzfeld befreundet, der beide Vereine trainiert hat und später auch die Schweizer Nationalmannschaft betreute. Hitzfeld habe ihm häufig Karten fürs Stadion besorgt: „In Dortmund fühlte ich mich irgendwie immer wohler“, so der Pfarrer. Am Sonnabend kann Borussia Dortmund mit einem Sieg Deutscher Meister werden und Bayern München nach zehn Titeln in Folge ablösen.

Fußball erfülle ähnliche Funktionen wie die Religion, sagte Hochstrasser: Er stifte Lebenssinn und verleihe Menschen Orientierung. Der oft beschworene Fußballgott sei allerdings „eine komische Karikatur im Vergleich zum religiösen Gott, der mehr Anstand, Scheu und Respekt auslöst“. Dass Spieler sich bekreuzigen, wenn sie das Spielfeld betreten, halte er eher für eine oberflächliche Verlegenheitsgeste. Unterm Strich komme es auf die Ernsthaftigkeit an, mit der man sich der Religion zuwende.

Dass Fans um den Beistand einer höheren Macht bitten wollten, sei verständlich, meint der Pfarrer. Schließlich könnten sie selbst keine Tore schießen und das Ergebnis nicht beeinflussen: „Das Schicksal durch ein Gebet mitbestimmen zu wollen, ist deshalb nicht unfair, sondern ein Ausdruck von Hoffnung und Hilflosigkeit.“