Funde in Südisrael verweisen auf magische Volksfrömmigkeit
Funde entlang einer alten Pilgerroute von Kairo nach Mekka deuten darauf hin, dass es neben dem Islam im Mittelalter auch volkstümliche Glaubensformen wie magische Rituale gab.
Funde entlang einer alten Pilgerroute von Kairo nach Mekka deuten darauf hin, dass es neben dem Islam im Mittelalter auch volkstümliche Glaubensformen wie magische Rituale gab. Zu diesem Schluss kommen israelische Forscher laut einer Mitteilung der Hebräischen Universität Jerusalem (Dienstag). Sie untersuchten Gegenstände, die Ende der 90er Jahre in der südisraelischen Region Eilat gefunden wurden, und veröffentlichten ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Journal of Material Cultures in the Muslim World“.
Entlang der alten Pilgerroute „Darb al-Hadsch“ wurden demnach unter anderem Fragmente kugelförmiger Rasseln aus Ton gefunden. Sie stammen gemäß einer Untersuchung des Tons aus Ägypten. Zu den Funden zählen weiter eine Figur einer nackten Frau oder Göttin mit erhobenen Händen sowie zwei Gegenstände, die Miniatur-Weihrauchaltären ähneln. Die Forscher verschiedener israelischer Einrichtungen halten für wahrscheinlich, dass sie vor etwa 400 Jahren für populäre magische Rituale verwandt wurden, etwa um den bösen Blick abzuwenden oder Krankheiten zu heilen.
Erstmals sei eine so große Ansammlung von Ritualgegenständen dieser Art gefunden worden. Einzigartig sei auch, dass der Fundort keine dauerhafte Siedlung, sondern eine temporäre Stätte gewesen sei. Nach Ansicht der Forscher könnten die Rituale an dieser Stelle von einer oder mehreren Personen durchgeführt worden sein, die auf volkstümliche magische Zeremonien spezialisiert waren. Literarische Quellen stützten demnach die Theorie. Aus ihnen gehe hervor, dass es Nachfragen nach solchen Zeremonien gegeben habe, die neben den formellen Ritualen der Religion durchgeführt worden seien.
Pilger nutzten die Route seit dem Aufkommen des Islams im siebten Jahrhundert. Entlang der Route wurden mehrere Lagerplätze und von Pilgern genutzte Strukturen gefunden, die die Forscher vor allem auf die Zeit der Mameluken und Osmanen ab dem 13. Jahrhundert datieren. Die Route, die auch durch die israelische Stadt Eilat führt, soll für die Öffentlichkeit erschlossen werden.