Für Landesbischof Ulrich geben die Zehn Gebote dem Leben Freiheit
Die Gebote schützten die Menschen vor sich selbst, sagte Ulrich im Kieler Schauspielhaus. Damit spielt er auf aktuelle Entwicklungen an.
Kiel. Landesbischof Gerhard Ulrich hat in seiner ersten Kieler Theaterpredigt den Wert der Zehn Gebote betont. Es seien eben keine Verbote, sagte Ulrich am Sonntag im Schauspiel Kiel. "Sie wollen dem Leben Freiheit geben. Und Freiheit braucht einen Rahmen". Die Menschen seien nicht nur dumme Schafe im Sinne von Befehlsempfängern. Sie seien "Gottes Hausgenossen und Mitbürger" und hätten daher Rechte und Pflichten.
Der Landesbischof sprach vor dem Hintergrund der beiden Theaterstücke "Die Zehn Gebote" des Kieler Autorenduos Feridun Zaimoglu und Günter Senkel sowie des israelischen Autors Shlomo Moskovitz. Beide Stücke wurden am vergangenen Freitag in Kiel uraufgeführt.
Die Zehn Gebote schützten die Menschen vor sich selbst und ihrer Fähigkeit zur Selbstzerstörung, sagte Ulrich. Auch für eine weltlich geprägte Gesellschaft seien sie entlastend. Wohin die Grenzenlosigkeit der Selbstüberschätzung von Menschen führe, könne man heute an den politischen Krisen wie in Syrien oder aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland sehen. "Wo Regeln verlassen, vergessen, übergangen werden, ist das Leben in Gefahr."
Als Verbote missbraucht
Die Zehn Gebote seien immer wieder missbraucht worden als reine Verbote, beklagte der Landesbischof. Dabei seien sie die "Erlaubnis, grundsätzlich lustvoll zu leben". Eine menschliche Gemeinschaft werde nur dann Bestand haben, wenn sie sich wach und klug in einem Spannungsfeld zwischen Bindung und Freiheit bewegt. Darum sei das Element der Vergebung für ein Leben in Fülle so wichtig.
Die Theaterpredigt eröffnete das Rahmenprogramm "Die Zehn Gebote Extra", das das Schauspiel Kiel gemeinsam mit dem Landeskirchenamt in der Kulturreihe amtsKULTUR und mit der Heinrich-Böll-Stiftung rund um die Uraufführung der beiden Stücke realisiert. Ensemblemitglieder des Schauspiels Kiel präsentierten zur Theaterpredigt in einer szenischen Lesung Ausschnitte aus beiden Theaterstücken. Ulrich hatte zuvor bereits zwei Theaterpredigten in Schwerin gehalten. (epd)