Für ein Hörspiel in die Pfarrscheune
Noch wird umgebaut, doch im Sommer ist die Eröffnung geplant: Eine alte Pfarrscheune in einem Dorf bei Schwerin soll zu einer Hörspielkirche werden. Doch mit dem Gebäude planen die Macher noch mehr.
Cramon. Das denkmalgeschützte Pfarrhofensemble im mecklenburgischen Cramon wird im Internet bereits als Filmlocation angepriesen. Bald wird es einen weiteren Anlass geben, einen Abstecher in das gut 13 Kilometer nördlich von Schwerin gelegene Dorf zu machen. Denn die Pfarrscheune des Hofs soll mit einem Fest am 30. Juni als Hörspiel- und Begegnungsscheune eingeweiht werden.
Damit bekommt Mecklenburg-Vorpommern eine zweite Hörspielkirche – knapp 13 Jahre nach Eröffnung der Hörspielkirche in Federow am Rande des Müritz-Nationalparks. Doch in dem Gebäude in Cramon sollen Hörspiele nicht nur von jungen und älteren Menschen aufgeführt werden. Auch Produktionen sind in einem kleinen Studio geplant. Dafür wird das Gebäude seit 2016 barrierefrei saniert und hergerichtet. Vieles ist schon erledigt. Die Scheune hat ein neues Reetdach, Toiletten, moderne Lampen und Heizelemente erhalten. Fußboden, Lehmputz und Balken wurden saniert.
Mehr als eine halbe Million Euro Kosten
Innen muss aber noch einiges gemacht werden. Noch fehlen Küche, Stühle, Tische, Beschallungsanlage und die Technik zur Hörspielproduktion. Das Studio muss hergerichtet und das Dach abgedichtet werden. Außerdem sollen Scheiben und eine Glastür eingebaut werden, die den Saal vom Flur trennen. Denn derzeit ist es in der Scheune etwas zugig. Davon konnten sich auch die mehr als 200 Menschen überzeugen, die dichtgedrängt am 31. Oktober 2017 den Reformationsgottesdienst in der Scheune feierten.
Voraussichtlich über 500.000 Euro wird alles kosten, sagt Pastor Thorsten Markert aus Wismar. Der 56-jährige Theologe ist seit 2010 Vorsitzender des Fördervereins Kirche und Pfarrhofensemble Cramon und war von 1989 und 2013 als Gemeindepastor für Cramon zuständig. Mit 369.000 Euro kommt der Hauptanteil der benötigten Gelder aus dem Leader-Programm der EU. Der Förderverein will 10.000 Euro beisteuern.
Führungen geplant
Die evangelische Kirchengemeinde Alt Meteln-Cramon-Groß Trebbow, der die Scheune gehört, freut sich über das große Engagement des Fördervereins. Die Scheune liege vielen Menschen im Ort sehr am Herzen, sagt Gemeindepastor Markus Seefeld. Geplant sei auch, dass Führungen durch das angrenzende Landschaftsschutzgebiet "Stepenitztal" mit Behinderten stattfinden. Diese Gruppen könnten in der Scheune Station machen und ebenfalls Hörspiele produzieren.
Ihm sei wichtig, dass dieser Fachwerkbau "ein Ort der Begegnung für alle Menschen in Cramon und den umliegenden Gemeinden wird", sagt Pastor Seefeld. Dass sich dort gesellschaftliches Leben abspielt, Gemeinde- und Dorffeste stattfinden, "wie es ja schon längst üblich ist".
Gottesdienste in der Scheune?
Etwas tun für den Zusammenhalt und die Gemeinschaft in der Region – und "das schöne Gebäude erhalten": Das wollte auch Hannelore Eggemann (66). Die einstige Lehrerin wuchs im benachbarten Cramonshagen auf und fühlt sich mit der Region und ihren Menschen verbunden. Deshalb engagiert sie sich als Vorstandsmitglied im Förderverein und kümmert sich unter anderem um die Finanzierung des Projekts.
Sie wünscht sich, dass die Gottesdienste im Winter künftig in der Scheune gefeiert werden können. Denkbar sei auch, dass in der Kulturscheune standesamtliche Trauungen vorgenommen werden. Es gebe sogar schon erste Anmeldungen für Familienfeste. Die Menschen seien gespannt darauf, was nun daraus wird. Von der besonderen Atmosphäre der Scheune hätten sich viele bereits am Reformationstag 2017 überzeugen können: "Alle waren begeistert." (epd)