Fünf Euro: Venedig beschließt Eintritt für Tagesbesucher

Venedig leidet seit langem unter Massentourismus und Klimawandel. Deshalb sollen Kurzbesucher künftig an ausgewählten Terminen Eintritt zahlen müssen. In der Lagunenstadt behagt das nicht allen.

Die Stadt Venedig hat beschlossen, vom kommenden Frühjahr an eine Eintrittsgebühr von fünf Euro für Tagesbesucher der Altstadt zu erheben
Die Stadt Venedig hat beschlossen, vom kommenden Frühjahr an eine Eintrittsgebühr von fünf Euro für Tagesbesucher der Altstadt zu erhebenImago / Jöran Steinsiek

Die Stadt Venedig hat beschlossen, vom kommenden Frühjahr an eine Eintrittsgebühr für Tagesbesucher der Altstadt zu erheben. „Das ist eine von vielen Maßnahmen, um die Stadt vor dem Massentourismus zu schützen“, sagte Bürgermeister Luigi Brugnaro anlässlich der Verabschiedung im Stadtrat. Die Zugangsgebühr, auf Italienisch „contributo d’accesso“, wird fünf Euro betragen. Sie wird zunächst in einer Testphase erhoben und 2024 erst einmal an nur etwa 30 Tagen im Jahr.

„Wir müssen versuchen, ein System zu finden, um die Stadt vor dem Massentourismus zu schützen, der diese an bestimmten Tagen im Jahr unbewohnbar macht“, sagte Brugnaro während der Sitzung des Stadtrates. Die genauen Termine werden noch bekannt gegeben, erfahrungsgemäß ist es zum Karneval und an Ostern besonders voll in der Stadt. Tickets mit einem QR-Code bekommen Besucherinnen und Besucher der Lagunenstadt vor dem Besuch im Internet. Kontrollieren sind vor allem am Bahnhof und an den Anlegestellen der Kreuzfahrtschiffe vorgesehen. Wer keinen gültigen QR-Code vorzeigen kann, muss eine Strafe zwischen 50 und 300 Euro bezahlen. Kinder unter 14 Jahren zahlen keinen Eintritt, auch Übernachtungsgäste sind von der Gebühr ausgenommen.

Stadt ächzt seit Jahren unter Massentourismus

Ein Eintrittsgeld für die Stadt, die seit Jahren unter Massen von Touristen ächzt, war schon öfters in Planung, wurde aber immer wieder verschoben. Auch am Dienstag zog sich die Debatte im Stadtparlament bis in den Abend. Etwa 200 Gegner der Regelung protestierten mit Sprüchen wie „Wir wollen nicht, dass Venedig zum Museum wird.“

Mehr als fünf Millionen Menschen besuchen jedes Jahr Venedig, die Stadt selbst hat gerade einmal rund 50.000 Einwohner. Viele der Besucher kommen mit den Kreuzfahrtschiffen nur für wenige Stunden in die Stadt, konsumieren oft wenig, weil sie auf den Schiffen versorgt werden, hinterlassen dafür aber Müll und nutzen die Infrastruktur ab. Auch Tagesbesucher, die mit dem Zug oder mit dem Auto anreisen, müssen künftig die fünf Euro Eintrittsgebühr zahlen.

Venedig: Rote Liste des bedrohten Weltkulturerbes?

Die UN-Kulturorganisation Unesco berät aktuell, Venedig auf die Rote Liste des bedrohten Weltkulturerbes zu setzen. Die Lagunenstadt sei durch den Massentourismus und den Klimawandel nicht umkehrbaren Veränderungen ausgesetzt. Eine Entscheidung der Unesco steht in den kommenden Tagen an. Venedig steht seit 1987 auf der Liste des Weltkulturerbes. Schon 2021 hatten Experten empfohlen, die Stadt wegen der vielen Probleme auf die Rote Liste zu setzen. Das Unesco-Komitee entschied sich damals jedoch dagegen. Kurz vor der Entscheidung hatte die Stadt ein Durchfahrtsverbot für große Kreuzfahrtschiffe erlassen.