Früherer Kriegsreporter: Medien vergaßen Ruandas Völkermordopfer

An diesem Sonntag jährt sich der Beginn des Völkermords in Ruanda zum 30. Mal. Dabei wurden in 100 Tagen mindestens 800.000 Menschen umgebracht; ein bis heute unvorstellbares Grauen – bei dem auch die Medien versagten?

Am 30. Jahrestag des Völkermords in Ruanda übt der renommierte nigerianische Journalist Dele Olojede Selbstkritik. Internationale und insbesondere afrikanische Medien hätten sich von anderen Ereignissen wie der Wahl Nelson Mandelas als Präsident Südafrikas ablenken lassen, so der Pulitzer-Preisträger laut Bericht der südafrikanischen „Sunday Times“.

„Hätte jemand mit Nachdruck über den Beginn des Genozids berichtet, hätten wir die Weltmächte, vor allem die USA, vielleicht dazu gebracht, viel früher aktiv zu werden, statt abzuwarten, bis fast eine Million getötet wurden“, sagte Olojede. Der Reporter war während des Völkermords 1994 als Korrespondent der US-Zeitung „Newsday“ in Südafrika stationiert. Für seine Berichterstattung über die Nachwirkungen des Völkermords im ostafrikanischen Ruanda erhielt er 2005 den renommierten Pulitzer-Preis.

In Ruanda erinnern die Menschen am Sonntag an den Beginn des Völkermordes vor 30 Jahren. Am 6. April 1994 wurde das Flugzeug des ruandischen Präsidenten Juvenal Habyarimana, eines Hutu, abgeschossen. Am nächsten Tag brach eine Orgie der Gewalt über das ostafrikanische Land herein, gestartet durch ein verabredetes Radio-Signal. In 100 Tagen töteten radikale Hutu-Milizen Hunderttausende Angehörige der Tutsi-Minderheit und gemäßigte Hutu. Rund 2.500 UN-Blauhelme sahen dem Gemetzel tatenlos zu.