Früherer Deutschland-Chef der Piusbrüder wechselt die Seiten
Die Piusbruderschaft wendet sich gegen die Kirchenreformen des Zweiten Vatikanischen Konzils. Nun wechselt ihr langjähriger Deutschland-Chef Pater Udressys zu einer konservativen Gemeinschaft, die das Konzil akzeptiert.
Ein führender Piusbruder wechselt überraschend die Seiten. Der ehemalige Distriktsobere der Traditionalisten, Pater Firmin Udressy, wechselt zur konservativen, aber am Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) orientierten Gemeinschaft Sankt Martin (Communaute Saint Martin).
Das geht aus einem heute auf der Plattform X verbreiteten Kommunique des Schweizer Distrikts der Priesterbruderschaft Sankt Pius X. hervor. In dem Kommunique ist die Rede vom “Schmerz” und der “Prüfung”, die Udressys Schritt verursache. Dennoch bete man weiter für ihn.
Der aus der französischsprachigen Schweiz stammende Udressy übernahm 2013 im Alter von 36 Jahren die Leitung des deutschen Distrikts. Er ist nach den USA und Frankreich weltweit der drittgrößte. Zuletzt wirkte Udressy seit 2019 in der Schweiz.
Die Piusbruderschaft lehnt die meisten Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) ab. Streitpunkte sind vor allem die Liturgie, Religionsfreiheit und Ökumene. Der Gründer der Bruderschaft, der französische Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991), vollzog durch die vom Papst nicht erlaubte Weihe von vier Bischöfen im Jahr 1988 den Bruch mit Rom. 2009 hob Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation gegen die von Lefebvre geweihten Bischöfe auf. Der kirchenrechtliche Status der Priestergemeinschaft ist seither ungeklärt.
Die Communaute Saint Martin ist eine Vereinigung päpstlichen Rechts von Priestern und Diakonen, die in verschiedenen europäischen Diözesen und auf Kuba wirken. In Neviges im Erzbistum Köln hat die Priestergemeinschaft ihre einzige Niederlassung im deutschen Sprachraum. Das Mutterhaus mit dem größten Priesterseminar Frankreichs befindet sich in Evron in Westfrankreich.