Friedhofsexperten wollen letzte Ruhestätte weiterentwickeln

Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit – das gilt auch für Friedhöfe. Fachleute diskutieren darüber, wie diese als letzte Ruhestätte für Menschen attraktiv bleiben.

Gestorben wird immer, aber nicht jeder möchte mehr auf einem Friedhof bestattet werden. Deshalb müssten Friedhöfe nach den Wünschen der Hinterbliebenen weiterentwickelt werden, sagt der Stellvertretende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal, Matthäus Vogel. Auch müsse in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein für diesen Trauer- und Kulturraum geschaffen werden, damit die Menschen dort bestattet werden möchten, erklärte er bei einer Online-Veranstaltung des Kuratoriums Deutsche Friedhofskultur in Unna.

So plädierte Vogel dafür, die Liegezeit im Grab nicht zu begrenzen. Dies vermittle die Botschaft “Das ist Dein Platz, den musst Du nicht wieder ablösen” und trage dazu bei, sich mit dem Friedhof und der Grabstelle zu identifizieren.

Friedhöfe würden heute zunehmend als Orte der Erholung, Freizeit und von Events wahrgenommen, erklärte Vogel, der das Friedhofs- und Bestattungsamt Karlsruhe leitet. Zugleich bleiben sie aus seiner Beobachtung vor allem ein Ort des Todes, der Trauer und der Trauerarbeit. Kirche und Kommunen als Friedhofsträger müssen laut Vogel die Welt der Trauernden deshalb ernst nehmen und nicht nur an die Funktion der Bestattung denken. “Trauernde haben keine Lobby.”

Dabei seien Trauer und Verlust “ein Riesenthema – das ernsteste Thema im Leben überhaupt”. Vogel beobachtet eine große Dankbarkeit der Hinterbliebenen, wenn ihnen an dieser gravierenden Schnittstelle ihres Lebens geholfen werde. Wichtig seien in diesem Zusammenhang die Kirchen – “mit den Kirchen im Boot ist man ganz anders aufgestellt”.

Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft kommunale Friedhofsverwaltungen (AKF) im Deutschen Städtetag, Carsten Helberg, beobachtet derweil immer weniger Pastorinnen und Pastoren auf Friedhöfen. “Die Kreuze bleiben in der Kapelle stehen, die Leute wollen etwas anderes”, sagte der Geschäftsführer der Friedhöfe Hamburg. Als gläubiger Christ sei er erschrocken über diese Entwicklung.

Auch Helberg plädiert für mehr Offenheit, um Friedhöfe als relevante Orte für die Menschen zu erhalten. Denn: “So wie sich die Gesellschaft wandelt, muss sich auch der Friedhof wandeln.”