Friedhöfe setzen auf kleinere Anlagen

Angespannte Finanzen, wenig Ehrenamtliche – den Friedhöfen in Mecklenburg geht es schlecht. Die Verantwortlichen beschäftigt zum Tag des Grabsteins am 15. Oktober eine Frage: Was nun?

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Güstrow/Dreveskirchen. 2020 präsentierte die Hochschule Rostock die Ergebnisse ihrer nordkirchenweiten Studie „Friedhof & Leben“. Friedhöfe sind als Trauerort noch immer wichtiger Bestandteil des kulturellen Gedächtnisses eines Ortes. Das ist das Ergebnis der nordkirchenweiten Studie „Friedhof & Leben“ der Hochschule Rostock „Sie bilden immer noch das Ortszentrum“, heißt es. Als „empfindliche Seismografen für den kulturellen Umgang mit dem Tod“ werden sie bezeichnet, als außergewöhnliche Kulturlandschaften, naturnahe Biotope, Bestandteil der kirchlichen Ökonomie.

Friedhöfe sind also wichtig – nach wie vor, egal ob in Pommern oder Mecklenburg. Wie aber reagieren die Friedhofsverwaltungen? Denn trotz der Bedeutung von Friedhöfen sind sie kaum noch finanzierbar. Die Bestattungskultur verändert sich, die Bestattungszahlen sinken, und seit Langem stehen die Kirchengemeinden damit vor großen Herausforderungen.

Studie bringt Schwung

Fallbeispiel Mecklenburg. „Diese Erkenntnisse wirken sich natürlich auf uns als Friedhofsverwaltung aus“, meint Stefanie Reißig von der Zentralen Friedhofsverwaltung im Kirchenkreis Mecklenburg, in dem es mehr als 600 kirchliche Friedhöfe gibt. „Die Finanzsituation ist auf vielen Friedhöfen angespannt“, so Reißig. Immer weniger Ehrenamtliche stehen als Ansprechpartner für Trauernde bereit, denn oft sind es alte Menschen. Kaum junge rücken nach. Und den wenigen verbliebenen Grabstätten bleibt in einigen Fällen nur die Schließung. Dass die Studie nun auf die große Bedeutung von Friedhöfen verweist, hat dennoch Schwung in das Geschehen gebracht. „Sie hat in vielen Kirchengemeinden einen Prozess angeschoben, sich intensiver mit dem Friedhof auseinanderzusetzen“, sagt Reißig.

Der Friedhof bleibt der Ort des Gedenkens (Symbolbild)
Der Friedhof bleibt der Ort des Gedenkens (Symbolbild)Bernd Kasper / pixelio

Ein Ergebnis dieser Beschäftigung mit der Zukunft der Friedhöfe sind beispielsweise die Urnenanlagen. Als Alternative zu den früher üblichen Erdbegräbnisstätten sind sie mit geringerem Aufwand zu pflegen. „In Größe und Gestaltung sind sie aber häufig am Bedarf vorbeigeplant worden“, so Stefanie Reißig. Derzeit entstehen darum kleinere Anlagen, die sich besser integrieren lassen. „Sie sind auch persönlicher und lassen sich individueller gestalten.“ Orte der Trauer, die wieder persönlich erfahrbar ist, finden so erneut Platz auf den Friedhöfen.

Die 202 Kirchengemeinden in Mecklenburg setzen sich immer mehr damit auseinander, wie ihre Friedhöfe gestaltet werden könnten, um neuen Trends zu genügen. So entstehen Flächen, auf denen nicht mehr bestattet wird. „Das ermöglicht, Geld in Barrierefreiheit, Verkehrssicherungsmaßnahmen und Gestaltungen zu investieren.“

In Trägerschaft der Kirche

Die Kirchengemeinde von Dreveskirchen war eine, deren Friedhof für die Studie Pate stand. Auch sie ließ sich daraufhin auf andere Gestaltungsmaßnahmen ein. Anfang September wurde hier ein Kunstobjekt eingeweiht: eine Installation zum Verweilen und Hören von Lebensgeschichten einiger Menschen, die nur noch als Namen auf den dortigen Grabsteinen existieren.

In der Feldberger Seenlandschaft gibt es zudem einen Kooperationsvertrag mit einer Stiftung. „Die Friedhöfe bleiben in Trägerschaft der Kirche, aber die Stiftung betreibt diese und verantwortet die Pflege.“ Auch wirbt der Kirchenkreis um Kooperationen mit den Kommunen. Denn das Vorhalten und Betreiben von Friedhöfen ist eine Aufgabe der kommunalen Daseinsvorsorge. Dass sich Kommunen an den Kosten beteiligen wenn es keinen kommunalen Friedhof gibt, ist das Ziel.