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Friedensnobelpreisträgerin beklagt neue Welle der Gewalt im Iran

Seit dem Krieg mit Israel will das iranische Regime offenbar jeden Widerstand im Innern brechen. Die Repressionen hätten zugenommen, berichtet Friedensnobelpreisträgerin Mohammadi. Die Mullahs seien in der Defensive.

Die iranische Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi (53) wirft der Führung in Teheran vor, sie mit dem Tod zu bedrohen. Beamte des Geheimdienstministeriums hätten sich dabei direkt an ihren Anwalt gewandt, sagte sie dem “Spiegel”. “Sie wollten damit offenbar demonstrieren, dass die Drohungen ernst gemeint sind. Es gibt für sie keine Grenzen mehr.”

Im Juni hatten die Islamische Republik und Israel 12 Tage lang Krieg gegeneinander geführt. Seither habe das iranische Regime die Repressionen gegen Oppositionelle weiter verschärft, sagt Mohammadi. “Wir hören aus allen Landesteilen, dass Menschen unter dem Vorwurf vermeintlicher Spionage willkürlich festgenommen werden. Oft wissen weder ihre Familien noch ihre Anwälte, wo sie sind. Wir erleben eine neue Welle an Gewalt, Folter, Hinrichtungen.”

Mohammadi sieht das Regime in der Defensive: “Im militärischen Bereich, vor allem bei der Entwicklung von Nuklearwaffen, ist die Islamische Republik geschwächt. Das ist eine Tatsache.” Zugleich sei die Mullah-Herrschaft durch das Volk geschwächt worden; sie habe angesichts vieler Widerstandsaktionen ihre Legitimität verloren. Die Nobelpreisträgerin zeigte sich überzeugt, dass “uns der Übergang von einem religiös autoritären System hin zu einer Demokratie gelingen kann”.