Zugegeben: Donald Trump hat sehr viel dazu beigetragen, dass in Gaza endlich Frieden herrscht und die israelischen Geiseln hoffentlich bald nach Hause kommen. Dafür gebührt ihm Dank. Doch den Friedensnobelpreis hat er noch nicht verdient, denn niemand weiß, wie lange im Gazastreifen die Waffen schweigen – mal ganz davon abgesehen, dass Trump seinen Verteidigungsminister in Kriegsminister umbenannt hat und das Militär in demokratisch regierten Großstädten einmarschieren lässt, um zu zeigen, wer Herr im Hause ist.
Der Preis geht in diesem Jahr an die venezolanische Oppositionspolitikern María Machado, die schon lange Präsidentin in ihrem Heimatland wäre, wenn der autokratische Herrscher Nicolás Maduro sie nicht im vergangenen Jahr unter fadenscheinigen Begründungen von der Wahl ausgeschlossen hätte und sie seitdem verfolgt. Eine gute Entscheidung, den Preis dieser mutigen Frau zu verleihen! Das Nobelpreiskomitee hat den Anruf bei María Machado veröffentlicht, die vor Rührung weint, sich bedankt und sofort selbstlos darauf verweist, dass der Preis eigentlich allen gebühre, die sich für die Demokratie in Venezuela einsetzten. Nicht nur darin unterscheidet sie sich von Trump, denn Selbstlosigkeit gehört nicht zu den bekannten Charakterzügen des Mannes aus Washington.
Friedensnobelpreis an María Machado: Fingerzeig an Trump
Donald Trump geht also leer aus und muss sich obendrein noch zwischen den Zeilen Kritik aus Oslo gefallen lassen. Anders lässt sich das Statement des Nobelpreiskomitees jedenfalls kaum deuten. Mehrfach betont es, dass Machado sich vorbildlich für Demokratie einsetze. Das sei gerade in Zeiten wichtig, wo Demokratie in vielen Orten dieser Welt unter Druck gerate. Genau das macht der US-Präsident gerade im eigenen Land: Er setzt Institutionen unter Druck, hebelt die Justiz aus und will nicht einmal ausschließen, dass er zu den kommenden Wahlen nochmal antritt – was die US-Verfassung glasklar ausschließt.
Deshalb kommt die Verleihung des Friedensnobelpreises an María Machado auch wie ein einziger Fingerzeig an Donald Trump daher: Wer im eigenen Land die Demokratie mit Füßen tritt, braucht sich auf den bedeutendsten Friedenspreis der Welt keine Hoffnung machen.

So lässt sich übrigens auch die Verleihung des Literaturnobelpreises lesen. Die Auszeichnung geht an László Krasznahorkai aus Ungarn, der in seinen Romanen immer wieder gegen Autoritarismus anschreibt und damit gegen Ungarns autokratischen Präsidenten Viktor Orbán, den Trump immer wieder über den grünen Klee lobt und mehr oder weniger heimlich als Vorbild sieht.
