Friedenskirche im Potsdamer Park Sanssouci wird 175 Jahre alt

Die Friedenskirche im Park von Sanssouci feiert ihr 175-jähriges Bestehen. König Wilhelm IV. wollte endlich neben den Prunk-Schlössern auch eine Kirche haben.

Friedenskirche Potsdam im Park von Sanssouci mit Glockenturm
Friedenskirche Potsdam im Park von Sanssouci mit GlockenturmIMAGO / Imagebroker

Endlich eine Kirche im Park von Sanssouci bauen. Das gehörte zu den Vorhaben des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. kurz nach seiner Thronbesteigung 1840. Ihm war es ein Dorn im Auge, dass die friderizianischen Schlösser ohne Hofkirche waren. Einer seiner Vorgänger, Friedrich II., hatte kein Interesse für einen Kirchenbau in seinem persönlichen Umfeld.

Am 14. April 1845 legte Friedrich Wilhelm IV. 100 Jahre nach der Grundsteinlegung des Schlosses Sanssouci das Fundament für die Friedenskirche. „Der Name lächelt mich so an“, bekundete der König.

Kirchenmusikalische und gemeindepädagogische Angebote

Dieses Haus Gottes, das nun sein 175-jähriges Jubiläum feiert, ist kein Museum und doch ein Museum. Es ist voller Geschichten und erfüllt von Geschichte und Kunstwerken. Die Kirche birgt Vergangenes. Mit dem Bauherrn, König Friedrich Wilhelm IV., und seiner Frau, Königin Elisabeth, sogar Tote.

Doch viel heutiges Leben kommt dem Besucher entgegen. Die gottesdienstlichen, kirchenmusikalischen und gemeindepädagogischen Angebote sind vielfältig, die Junge Gemeinde, das traditionelle Bibelfrühstück oder der Literaturkreis werden von Gemeindemitgliedern und darüber hinaus gern besucht.

Friedenskirche Potsdam Wandelgang
Friedenskirche Potsdam WandelgangIMAGO / Imagebroker

Tausende Touristen kommen jährlich in die Kirche, begrüßt von den Tempelwächterinnen und -wächtern. Für die meisten Besucher*innen wird die Kirche zu einem Ort der inneren Einkehr, der ästhetischen Schönheit sowie der Aneignung von Geschichtswissen.

Wiedergewinnung des christlichen Glaubens

Am 24. September 1848 fand die Weihe des Gotteshauses statt. Doch noch im Frühjahr wurde Preußen durch revolutionäre Ereignisse tief erschüttert. Die selbstbewusstere Zivilgesellschaft forderte politische Mitbestimmung ein, dazu eine nationale Verfassung und die Einheit der deutschen Staaten. Es war auch die Geburtsstunde des Parlamentarismus in Deutschland.

Mit dem Bau der Friedenskirche wollte der König der Wiedergewinnung des christlichen Glaubens im Volk einen Anstoß geben. Als Friedensfürst verstand er sich ebenfalls. Die Kirche und ihre Form ist ein Bekenntnis Friedrich Wilhelms für den Geist des Urchristentums.

Die nach römischen Vorbildern malerisch gebaute Säulenbasilika mit dem Campanile, einem freistehenden Glockenturm, sowie das mittelalterlich wirkende Gebäudeensemble wurden vom König selbst konzipiert und von den Architekten Ludwig Persius sowie Friedrich August Stüler professionell ausgeführt.

Ein Gottesdienst nach Plan

Der König brachte den Ablauf des Weihegottesdienstes detailliert aufs Papier. Die Vertonung des 100. Psalms, die zum Einzug des Königs und der Königin Elisabeth sowie der hohen Geistlichkeit erklang, übernahm der Berliner Dom-Kapellmeister Otto Nicolai.

„Am Ende der dritten Strophe ist kurz inne zu halten, bis der Festzug die Türen der neuen Kirche erreicht hat. Nachdem die Schlüssel überreicht und die Kirchentüren geöffnet werden, erklingen die beiden anderen Strophen des Psalms, beginnend mit den Worten ‚Gehet zu seinen Toren ein‘“, gab der Bauherr als Anweisung zum Festakt heraus.

Friedenskirche Potsdam Innenansicht
Friedenskirche Potsdam InnenansichtIMAGO / McPhoto

Die Friedenskirche im Wandel der Zeiten

Pfarrer Wilhelm Wendlandt konstatierte in seiner zum 50-jährigen Jubiläum 1898 veröffentlichen Festschrift: „Noch aber wogt der Kampf im Innern des Volkes und seiner Gemeinden. Auch die Friedensgemeinde mit ihren auffallend grellen Gegensätzen der Stände, des Besitzes und der Bildung wird bewegt von der sozialen Frage. Manches gute Alte wankt in dieser kritischen Zeit bei Vielen, der alte Glaube, die alte Sitte, die alte Bescheidenheit …“

Doch der sozialkritische und pazifistische Pfarrer Friedrich Siegmund-Schultze, der wenige Jahre kurz vor dem Ersten Weltkrieg an der Friedenskirche wirkte, fand im weitgehend kaisertreuen Potsdam wenig Echo. Ihn zog es in die Arbeiterviertel Berlins.

In der NS-Zeit etablierten sich an der Friedenskirche Pfarrer der Bewegung der Deutschen Christen, die sich für die vom Hitler-Regime propagierte einheitliche Reichskirche einsetzten. Joachim Hossenfelder war jahrelang der Protagonist dieser rassistischen und antisemitischen Strömung, auch deutschlandweit. Doch in der Gemeinde gab es Mitglieder der Bekennenden Kirche, die Widerstand gegen die von den Nazis betriebene Kirchenpolitik leisteten, allen voran Anni von Gottberg.

Heutiger Pfarrer will „ökumenische Weite“

Mit der DDR musste sich auch die Friedenskirchengemeinde 40 Jahre lang auseinandersetzen. Sie überstand diese Zeit mit Hoffnungsgeist und Gottvertrauen.

Günther Jauch als Mäzen der Friedenskirche bei einer Veranstaltung im Jahr 2020
Günther Jauch als Mäzen der Friedenskirche bei einer Veranstaltung im Jahr 2020IMAGO / Camera4

Tobias Ziemann, der seit gut einem Jahr Pfarrer an der Friedenskirche ist, schrieb in einem Beitrag zum Jubiläum, dass er sich für die Zukunft befreiende Gottesdienste in verschiedenen Sprachen und Konfessionen in der Kirche wünsche. „Ökumenische Weite im Park von Sanssouci, vielleicht mit dem Geruch von Weihrauch in der Nase, mit fremden Liedern und altbekannten Chorälen.“ Also Tradition und Neues.

Ein Konzert mit Bach-Werken findet am 23. September 2023 um 19.30 Uhr in der Friedenskirche in Potsdam statt, der Festgottesdienst am 24. September um 10.30 Uhr. Die Predigt hält Bischof Christian Stäblein.