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Friedensfest und Mariä Himmelfahrt – wer in Bayern frei hat

Augsburg hat wegen historischer und religiöser Gründe mehr Feiertage als jede andere Stadt in Deutschland. In anderen Regionen Bayerns muss dagegen gleich an zwei Tagen mehr gearbeitet werden. Warum das so ist.

“Bayern ist die Vorstufe zum Paradies.” Dieses Mantra eines früheren Ministerpräsidenten gilt auf alle Fälle, wenn es um die gesetzlichen Feiertage im Freistaat geht. Vom Neujahrstag bis Weihnachten sind es zwölf Tage, wie auch in Baden-Württemberg und im Saarland. Laut Bayerischer Verfassung sollen sie der “seelischen Erhebung und der Arbeitsruhe” dienen. Aber es geht noch mehr.

Wer in einer mittelfränkischen Großstadt arbeitet, schielt in diesen Tagen vielleicht neidisch in den überwiegenden Rest des Freistaats, vor allem nach Augsburg. Denn die Schwabenmetropole hat im August gleich an zwei Freitagen hintereinander frei, der Rest Bayerns zumeist immerhin an einem: Denn in vielen Gebieten ist der 15. August ein Feiertag, in Augsburg zusätzlich der 8. August. Beides hat konfessionelle Hintergründe.

Augsburg ist damit bundesweiter Spitzenreiter. Die mehr als 300.000 Einwohner feiern nahezu lückenlos am 8. August seit 375 Jahren das Hohe Friedensfest, seit 1950 gesetzlicher Feiertag. Zurück geht es auf 1650, nachdem die Protestanten das Recht zur Religionsausübung und ihre Kirchengebäude nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wiedererlangt hatten. Zuvor war diese Regelung, dass Katholiken und Protestanten gleichberechtigt sind, aber mehrfach gebrochen worden.

Zum Jubiläum haben sich Veranstalter wieder ein buntes Programm rund um den Frieden einfallen lassen, in Zeiten, in denen Kriege wieder die Schlagzeilen beherrschen. So findet ein ökumenischer Festgottesdienst mit dem katholischen Bischof Bertram Meier und dem evangelischen Dekan Frank Kreiselmeier in Sankt Anna statt. Ein Ereignis ist immer auch die Friedenstafel auf dem Rathausplatz. Bürger und Gäste sind eingeladen, ihre selbstmitgebrachten Speisen und Getränke zu verzehren. Eine gute Gelegenheit, mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen. Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) wird dabei auch den diesjährigen Friedenspreisträger bekanntgeben.

Erstmals gesucht wird im Rahmen eines Song Slams eine Augsburger Friedenshymne. Für die Kleinen gibt es von 12 bis 17 Uhr ein eigenes Kinderfriedensfest, das im Botanischen Garten, im Zoo und im neuen Umweltbildungszentrum stattfindet. Bei rund 50 Mitmachangeboten können sich die jungen Besucher spielerisch mit den Themen Frieden und Demokratie auseinandersetzen.

Komplizierter ist es mit dem 15. August. Katholische Christen begehen dann das Hochfest “Mariä Aufnahme in den Himmel”. Die evangelische Kirche kennt dieses nicht. Nur in bayerischen Gemeinden, in denen mehr Katholiken als Protestanten wohnen, ist dieser Tag daher ein Feiertag. Als Grundlage dienen immer die Daten des Zensus. Das heißt: Wenn sich die Bevölkerungsmehrheit verschiebt, können Gemeinden diesen Feiertag verlieren oder sich über einen neuen freuen. Für 2025 gilt erstmals die Statistik von 2022. Das hat zur Folge, dass sechs Gemeinden den Feiertag neu dazu bekommen und zwei ihn verlieren.

Was dabei keine Rolle spielt: Das Verhältnis von Katholiken und Protestanten zur übrigen Bevölkerung. So leben etwa in München zwar weiterhin mehr Katholiken als Protestanten. Fast zwei Drittel der Bevölkerung zählen sich allerdings zu keiner der beiden Konfessionen. Trotzdem haben alle Münchner am 15. August frei.

Doch damit nicht genug: Laut bayerischem Feiertagsgesetz gibt es auch für die Gemeinden, in denen der 15. August kein Feiertag ist, Sonderregeln – die ebenfalls für den Buß- und Bettag im November gelten: So dürfen Arbeitnehmer der jeweiligen Konfession der Arbeit fernbleiben und dabei nicht mehr Nachteile als einen Lohnausfall erwarten. Schüler haben an beiden Tagen frei. Für Mariä Himmelfahrt ist letzteres in der Praxis bisher aber nicht relevant, weil der Tag ohnehin in die bayerischen Sommerferien fällt.

Ein Blick auf die Karte zeigt: In fast ganz Mittelfranken, in der Gegend um Bayreuth und in einigen verstreuten Orten im Freistaat muss am 15. August gearbeitet werden. Der Deutsche Gewerkschaftsbund in Mittelfranken ist damit nicht einverstanden. Dessen Geschäftsführer Stephan Doll bezeichnete die aktuellen Regelungen vor Kurzem als “Irrsinn”, der endlich abgeschafft gehöre. Unterstützung erhoffe man sich von den kreisfreien Städten Nürnberg, Fürth, Erlangen, Schwabach und Ansbach – alle mehr evangelisch als katholisch.

Denn auch wenn die evangelisch geprägten Städte am 15. August nicht frei haben: Einen anderen Feiertag als Ausgleich, etwa den Reformationstag, gibt es für sie in Bayern nicht. Sie haben einfach Pech gehabt. Auch wenn für Protestanten die Jungfrau Maria nicht die Bedeutung hat wie für Katholiken: Vielleicht könnte ja ausnahmsweise Mal der fromme Wunsch “Maria hilf!” nicht schaden.