Frieden ist mühsam

Vor 100 Jahren endete der Erste Weltkrieg. Damals hatte sich die Kirche vom Kriegstaumel mitreißen lassen – heute will sie für Frieden und Gerechtigkeit eintreten. Doch der Frieden bleibt bedroht, sagt Bischof Magaard.

In einem Eisenbahn-Salonwagen bei Compiègne wurde der Erste Weltkrieg mit einem Waffenstillstand zwischen dem Deutschen Reich und den Alliierten beendet.
In einem Eisenbahn-Salonwagen bei Compiègne wurde der Erste Weltkrieg mit einem Waffenstillstand zwischen dem Deutschen Reich und den Alliierten beendet.epd-bild/akg-images

Von Bettina Albrod

Schleswig. Mit einem Waffenstillstand endete am 11. November 1918 der Erste Weltkrieg. Rund  17 Millionen Menschen wurden in seinem Verlauf getötet. Der Tag des Kriegsendes jährt sich nun zum 100. Mal – im Gedenken daran beteiligt sich die Nordkirche an Aktionen in Schleswig-Holstein.

Grenzen überwinden – Ökumene stärken

Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein, betonte im Vorfeld des Jahrestages  das Überwinden von Grenzen als heutiges Ziel des Christentums. "Christlicher Geist ist im Lichte des Pfingstfestes dort wirksam, wo Menschen Verständigung und Versöhnung über die Grenzen von Sprache und Kulturen hinweg erfahren", so Magaard. Insofern könne man durchaus sagen, dass Christen im Laufe des 20. Jahrhunderts neu inspiriert worden seien, als sie auf europäischer und globaler Ebene ihre ökumenische Verbundenheit gestärkt haben. "Wir treten gemeinsam für Frieden und Gerechtigkeit ein."

Der Frieden bleibe bedroht

"Die größten Sorgen bereitet mir, dass weltweit so viele Menschen populistischen Parteien und Staatsmännern folgen, die mit vermeintlich einfachen Lösungen aufwarten und in sehr engen Grenzen denken", sagt Magaard. Ein Zweites sei der weiterhin viel zu achtlose Umgang mit den Lebensgrundlagen. "Ich denke, dass wir ganz gezielt unsere ökumenischen, internationalen Beziehungen stärken müssen, um gemeinsam und auch im Gespräch mit anderen Konfessionen und Religionen den Geist des Friedens, der Menschenwürde und der Gerechtigkeit in diese Welt zu tragen."

Europas Kirchen denken um

Zum 100. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkriegs bieten zahlreiche Kirchengemeinden im Norden Veranstaltungen an: Am Sonnabend, 10. November, beteiligt sich Bischof Magaard ab 14 Uhr am Flensburger Friedensweg. Start ist an der St.-Marien-Kirche in Flensburg. Für ihn, so Magaard, stehe der Wille zur Versöhnung und zur gemeinsamen Gestaltung einer friedlichen Zukunft im Mittelpunkt der Begegnung im Grenzgebiet: "Ich bin sehr dankbar dafür, dass wir gemeinsam als deutsche und dänische Kirchen und in Kooperation mit dem Museumsberg Flensburg zu dem gemeinsamen Friedensweg in Flensburg einladen. Wir werden mit kurzen Impulsen, Musik, Gebeten und Liedern zweisprachig die Themen Krieg, Frieden und Versöhnung in ihrer Vielschichtigkeit bedenken", verspricht der Bischof.
Am Sonntag, 11. November, um 10 Uhr findet in der St.-Nikolai-Kirche in Kiel ein Gottesdienst anlässlich des 100. Jahrestages des Endes des Ersten Weltkrieges und des Kieler Matrosenaufstandes 1918 statt, bei dem Bischof Magaard die Predigt halten wird. Am gleichen Tag um 19 Uhr wird er an einer Podiumsdiskussion in der Christkirche in Rendsburg teilnehmen. Thema ist „Europäische Idee und christlicher Geist“. Unter den Gesprächspartnern sind Luise Amtsberg, Mitglied des Deutschen Bundestages und Friis Arne Petersen, dänischer Botschafter in Deutschland.

Auch an anderen Orten wird des Jahrestages gedacht

So veranstaltet die St.-Peter-Kirche in St. Peter-Ording am Sonnabend, 10. November, um 20 Uhr ein Gedenkkonzert. Zu hören sind unter anderem Werke für Sänger, Blechbläser und Orgel von Heinrich Schütz und Kurt Weill. In Lübeck findet in der St.-Marien-Kirche am Sonntag, 11. November, um 10 Uhr ein Gedenkgottesdienst statt.