Predigttext am Sonntag Sexagesimä: Apostelgeschichte 16,9–159 Und Paulus sah eine Erscheinung bei Nacht: Ein Mann aus Mazedonien stand da und bat ihn: Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns! 10 Als er aber die Erscheinung gesehen hatte, da suchten wir sogleich nach Mazedonien zu reisen, gewiss, dass uns Gott dahin berufen hatte, ihnen das Evangelium zu predigen. 11 Da fuhren wir von Troas ab und kamen geradewegs nach Samothrake, am nächsten Tag nach Neapolis 12 und von da nach Philippi, das ist eine Stadt des ersten Bezirks von Mazedonien, eine römische Kolonie. Wir blieben aber einige Tage in dieser Stadt. 13 Am Sabbattag gingen wir hinaus vor die Stadt an den Fluss, wo wir dachten, dass man zu beten pflegte, und wir setzten uns und redeten mit den Frauen, die dort zusammenkamen. 14 Und eine gottesfürchtige Frau mit Namen Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, hörte zu; der tat der Herr das Herz auf, sodass sie darauf Acht hatte, was von Paulus geredet wurde. 15 Als sie aber mit ihrem Hause getauft war, bat sie uns und sprach: Wenn ihr anerkennt, dass ich an den Herrn glaube, so kommt in mein Haus und bleibt da. Und sie nötigte uns.
Von Uwe Baumann
Das ist ein starkes Stück: Lydia hat nicht nur sich, sondern auch ihr ganzes Haus taufen lassen! Dieses gottesfürchtige Weib! Sagenhaft. Immerhin schien sie eine wohlhabende Geschäftsfrau zu sein, eine Purpurhändlerin aus Thyatira, einer Stadt, die für ihre luxuriöse Purpurindustrie bekannt war und aus deren Nähe auch Paulus kam. Dem Geld allein schien sie jedoch nicht zu trauen, im Gegenteil. Sie war eine „Verehrerin Gottes“, eine Suchende; sie betete am Fluss vor der Stadt, dort traf Paulus auf sie. Er, der „Zeltmacher“, wollte sich ganz bewusst von den vielen Wundertätern, umherreisenden Philosophen und Geschäftemachern unterscheiden, die mit religiösen Unterweisungen Geld verdienten. Seine europäische Mission begann daher einfach und bescheiden. Dennoch wurde daraus eine gewaltige Bewegung, die bis heute nicht zum Stillstand gekommen ist: Menschen stellen sich unter den Schutz Gottes. (…)
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