Die Schirn-Kunsthalle in Frankfurt am Main zeigt mit einer Ausstellung das Wirken der „Casablanca Art School“, deren Hauptvertreter für die Entwicklung einer postkolonialen modernen Kunst in Marokko und der Region stehen. Nach der Unabhängigkeit Marokkos sei es darum gegangen, die Kunst zu dekolonialisieren und eine neue Identität zu entwickeln, sagte der Schirn-Direktor Sebastian Baden am Donnerstag. Zu sehen sind vom 12. Juli bis 13. Oktober rund 100 Werke unter dem Titel „Casablanca Art School. Eine postkoloniale Avantgarde 1962-1987“.
Die Hauptvertreter der Kunstschule, Farid Belkahia (1934-2014), Mohammed Chabaa (1935-2013), Bert Flint (1931-2022), Tonivers Maraini (geboren 1941) und Mohamed Melehi (1936-2020) hätten gemeinsam mit Studierenden, Lehrenden und Kunstschaffenden das Verhältnis zwischen Kunst, Handwerk, Design und Architektur im öffentlichen Raum neu bestimmt, sagte Baden. In Anlehnung an das Bauhaus versuchten sie, die Kunst mit dem Leben der Menschen zu verbinden, fügte Kuratorin Esther Schlicht hinzu.
Der Begriff „Casablanca Art School“ stehe nicht für eine feste Gruppe, betonte Kurator Morad Montazami. Aus dem Kollektiv der Hauptvertreter habe sich ein internationales Netzwerk entwickelt, das über Generationen reichte. Entstanden sei eine „neue Welle“, die eine neue Kunst für Marokko ermöglichte. Die urbane, soziale und kulturelle Bewegung beruhe auf dem afro-amazighischen (berberischen) Erbe. Der historische Moment der 1956 erfolgten Unabhängigkeit drücke sich aus in geometrischen Abstraktionen, die beeinflusst sind von traditionellen Mustern und Motiven.
Gezeigt werden in der Schirn rund 100 Werke von 22 Künstlerinnen und Künstlern. Großformatige abstrakte Gemälde sind kombiniert mit Grafiken, Kunsthandwerk, Zeitschriften und auch dem Modell einer Hotelanlage.