Fragen und Antworten zur Karwoche von Palmsonntag bis Karsamstag

Von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt. Keine andere Woche im christlichen Jahreskreis liefert eine solche Achterbahnfahrt der Gefühle wie die Karwoche zum Abschluss der Fastenzeit.

Trauer und Freude – nirgendwo liegen sie so eng zusammen im Kirchenjahr wie in den letzten Tagen vor Ostern. Mit „Hosianna“-Rufen wurde Jesus enthusiastisch in Jerusalem empfangen, und wenige Tage später rief die wütende Menge „Kreuzige ihn“. Bevor dann auf diesen absoluten Tiefpunkt – nach der Karwoche – das Osterfest mit der Auferstehung folgte.

Mit dem Palmsonntag (in diesem Jahr am 24. März) beginnen die Christen die Karwoche, die mit dem Karsamstag (30, März) endet. Das Wort „Kar“ stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet „Trauer“, „Klage“ oder „Kummer“. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) beantwortet Fragen rund um die einzelnen Tage, Bräuche und Hintergründe.

In der Bibel steht, dass Jesus am Palmsonntag auf einem Esel in Jerusalem einritt, um dort das jüdische Pessachfest mitzufeiern. Die Menschen jubelten ihm zu. Daran erinnern die Feiern bis heute.

Die Bibel erzählt, die Menschen in Jerusalem hätten Palmzweige auf den Boden gelegt, damit der Esel mit Jesus nicht im Staub laufen musste. Heute bringen Gläubige in Deutschland normalerweise Zweige von Buchsbäumen mit in die Palmsonntagsfeier und lassen sie segnen; oft verteilen die Gemeinden auch selbst solche Palmbuschen. Viele Menschen stecken die gesegneten Zweige dann zu Hause hinter ein Wandkreuz und bewahren sie für das Osterfeuer des nächsten Jahres auf – was wiederum auf frühere heidnische Osterbräuche zurückgeht.

In manchen Gemeinden ist es Brauch, am Palmsonntag einen lebendigen Esel auftreten zu lassen. Andere spielen die Palmsonntagsgeschichte nach, zum Beispiel mit Holzfiguren. Theologen erklären, Jesus habe das Transportmittel bewusst gewählt: Als Freund der Armen kam er auf einem einfachen Esel statt auf einem edlen Ross. In manchen Gegenden wird das Familienmitglied, das am Palmsonntag als letztes aufsteht, als „Palmesel“ bezeichnet.

Vor allem in einigen Gegenden Süddeutschlands gibt es feierliche Prozessionen durch den Ort. Zur größten Prozession versammeln sich normalerweise die Pilger in Jerusalem. Sie ziehen vom Ölberg durch das Löwentor in die Altstadt, wo in der Kirche Sankt Anna der Segen gespendet wird. In dieser Zeit des Gazakrieges ist aber zu befürchten, dass nur ganz wenige Pilger den Weg ins Heilige Land wagen. In Teilen von Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg kommt der Palmhase, ein Vorbote des Osterhasen: Er bringt meist gekochte Eier und eine kleine Süßigkeit.

Der nächste besondere Gedenktag in der Karwoche ist Gründonnerstag. Dann erinnert die Kirche an das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern. Im Gottesdienst am Abend verstummen Orgel und Glocken; nach der Messe werden Blumenschmuck und Kerzen abgeräumt. Der Name „Gründonnerstag“ hat mit der Farbe übrigens nichts zu tun, sondern stammt vom althochdeutschen „Grunen“ oder „Greinen“, das „Weinen“ bedeutet.

Der Karfreitag erinnert an die Kreuzigung Jesu. In der evangelischen Kirche gilt er als einer der höchsten Feiertage. Für Katholiken ist er einer der beiden strengen Fast- und Abstinenztage (neben dem Aschermittwoch). Auch die Tradition, freitags kein Fleisch zu essen, geht auf das Karfreitagsgeschehen zurück. Außerdem handelt es sich um einen sogenannten stillen Tag, an dem verschiedene öffentliche Veranstaltungen und Filme verboten sind. Dieses „Tanzverbot“ wird inzwischen von vielen als „nicht mehr zeitgemäß“ kritisiert.

In der Regel um 15 Uhr, zur überlieferten Todesstunde Jesu, erinnert ein Wortgottesdienst mit Kommunionfeier an das Leiden und Sterben Jesu. Mancherorts findet im Anschluss eine sogenannte Feier der Grablegung statt. Das „Heilige Grab“ mit dem niedergelegten Kreuz ist dann bis zum Karsamstag für die Gläubigen zum Gebet zugänglich.

Der letzte Tag der Karwoche ist der Karsamstag, der oft fälschlicherweise als Ostersamstag bezeichnet wird. An diesem Tag finden keine Gottesdienste statt. Die Tage der Klage enden mit der Feier der Osternacht, die meist in den Abendstunden des Karsamstags gefeiert wird, manchmal auch in den frühen Morgenstunden des Ostersonntags. Die Zeitspanne zwischen der Messe vom Letzten Abendmahl am Gründonnerstag bis zum Ostersonntag wird in der katholischen Kirche auch als „die drei österlichen Tage“ bezeichnet.