Fränkisches Freilandmuseum will Wohnen im Denkmal zum Thema machen

Die diesjährige Saison im Fränkischen Freilandmuseum in Bad Windsheim bietet etliche Neuerungen und Höhepunkte – doch Museumsleiter Herbert May denkt schon weiter. Er will noch in diesem Jahr Pläne vorlegen, wie aus einem alten Bauernhaus aus Ingolstadt bei Sugenheim (Kreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim) ein modern genutztes Wohnhaus werden soll. „Wir wollen zeigen, wie gut es sich auch heute in einem alten Haus leben lässt“, sagte May am Montag bei der Pressekonferenz zum Saisonstart des Freilandmuseums an diesem Samstag (9. März): „Das ist gelebte Nachhaltigkeit und Denkmalschutz.“

Mit diesem Schritt würde das Freilandmuseum einen ganz neuen Weg beschreiten. Denn bislang lautet dort das Credo: Alte, erhaltenswerte Häuser an ihrem historischen Standort ab- und im Museum wieder aufbauen. Möglichst originalgetreu soll diese sogenannte Translotion passieren, möglichst mit historischen Handwerks-Techniken und wenig neuer Bautechnik – und vor allem soll möglichst wenig Bausubstanz durch neue ersetzt werden. In diesem Fall wäre das dann anders: Die Gebäudehülle bliebe, der historische Charme auch, aber das Haus bekäme Verbundfenster, eine Innendämmung, eine Zentralheizung und vielleicht sogar Photovoltaik.

Herbert May schwärmt regelrecht für die Idee – und hat im mittelfränkischen Bezirkstagspräsidenten Peter Daniel Forster (CSU) einen begeisterten Mitstreiter. „Das ist ein phänomenal gutes Projekt. Die nachhaltige Nutzung von Bausubstanz wird immer wichtiger.“ Denn Neubauten seien für ganz erhebliche Mengen des klimaschädlichen Gases CO2 verantwortlich. Das Besondere an dem Gebäude mit den imposanten Maßen von 17 auf neun Metern ist, dass es im 19. Jahrhundert an der Südseite um eine größere Stallanlage angebaut wurde, die etwa als Wohnraum genutzt werden kann. Das Haupthaus stammt aus dem Jahr 1679.

Doch abseits dieser Zukunftsmusik gibt es für heuer konkrete „Neubaupläne“: So wird in der Baugruppe 20. Jahrhundert ein Behelfsheim aus Steinach an der Ens (Kreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim) wieder aufgebaut. Es handle sich um eine „Leybude“, benannt nach dem Leiter des Deutschen Wohnungshilfswerks der Nationalsozialisten, Robert Ley. In solchen Provisorien sollten Ausgebombte des Zweiten Weltkriegs ein neues, vorübergehendes Zuhause finden. Die „Leybude“ in Holzständerbauweise soll neben einem weiteren steinernen Behelfsheim errichtet werden und eine Dauerausstellung zu dieser Wohnform beherbergen.

Zum Saisonstart gibt es auch eine digitale Neuerung in der Baugruppe Stadt, die abseits des eigentlichen Museumsgeländes in der Bad Windsheimer Altstadt liegt. Ab sofort kann man die Baugruppe inklusive des Museums „Kirche in Franken“ mit der sogenannten Actionbound-App auf dem Smartphone erkunden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer treffen auf dieser digitalen Schnitzeljagd verschiedene Personen – wie die Siechenmagd, den Spitalkaplan oder auch die Handwerkslehrlinge Michael und Jakob – und müssen dabei mehrere Aufgaben erledigen. Am Ende wirkt besonders fleißigen Punktesammlern eine „Trophäe“.

Das Freilandmuseum Bad Windsheim wurde offiziell am 24. Juli 1982 im Beisein des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß (CSU) eröffnet. Es zieht jährlich um die 200.000 Besucher an und ist mit seinen mehr als 130 Gebäuden eines der größten und besucherstärksten deutschen Freilandmuseen. Das Museum „Kirche in Franken“ war das erste und ist das einzige evangelische Kirchen-Museum Bayerns mit überörtlicher Bedeutung und Ausrichtung. Laut Experten spiegelt die frühere Spitalkirche die konfessionelle Geschichte Frankens eindrucksvoll wider. (00/0742/04.03.2024)