Wenn Geier kommunizieren, schützt sie das vor leerem Magen – und vor dem Aussterben. Ein Forschungsteam hat ihre Strategien untersucht – und erklärt, warum sie für den Artenschutz entscheidend sind.
Gemeinsam Nahrung suchen – das ist für Geier offenbar eine gute Überlebensstrategie. Informationsaustausch biete dem einzelnen Tier mehr Vor- als Nachteile, wie eine Fallstudie des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung zeigt, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. “Wir fanden heraus, dass beide sozialen Strategien den nicht-sozialen Ansatz in Bezug auf die Sucheffizienz übertrafen, da die Geier die Kadaver im Vergleich zum nicht-sozialen Modell schneller fanden”, sagte Erstautorin Teja Curk.
Das Forschungsteam berechnete unter anderem folgende Faktoren, wie es hieß: die Effizienz bei der Nahrungssuche, die Auffinderate von Nahrung und den Grad der Konkurrenz bei der Suche. Auf dieser Basis entstanden drei Modelle für verschiedene Strategien der Futtersuche – anhand von Daten, die Tiersender bei 30 Weißrückengeiern in Namibia gesammelt hatten.
Eine nicht-soziale Futtersuche, bei der jeder Geier allein darauf angewiesen ist, Kadaver in der Landschaft aufzuspüren, stand dabei zwei sozialen Strategien gegenüber: einerseits der “lokalen Anreicherung”, bei der Geier nicht nur von Kadavern angelockt werden, sondern auch durch die direkte Beobachtung von fressenden Artgenossen – und andererseits der sogenannten Geierkette, bei der die Vögel nacheinander anderen am Himmel folgen, die sich möglicherweise auf dem Weg zu einem Kadaver befinden. Im nächsten Schritt wurden die untersuchten Strategien mit den Daten aus freier Wildbahn verglichen.
Die Forschenden kommen zu dem Schluss, dass die Tiere unterschiedliche Strategien kombinieren, die etwa von der Anzahl der Vögel abhängen wie auch von der Menge der verfügbaren Nahrung. “Diese Verhaltensflexibilität deutet darauf hin, dass Geier ihren Erfolg bei der Nahrungssuche optimieren können, indem sie die Nutzung von sozialen Informationen als Reaktion auf veränderte ökologische Bedingungen anpassen.”
Indes bestehe die Gefahr, dass die Dichte der Population mancherorts unter einen Schwellenwert fällt – und zu wenig Tiere für den Informationsaustausch verbleiben. Die Erkenntnisse unterstrichen daher, wie dringend der Schutz vieler Geierarten sei, deren Bestände bereits drastisch geschrumpft seien. Einige Arten sind bereits akut vom Aussterben bedroht, darunter auch der untersuchte Weißrückengeier.