Forscherin: Social Media macht Jugendliche einsam

Jugendliche werden schneller einsam, wenn sie viel Zeit mit Social Media verbringen. Doch die Einsamkeitsforscherin Maike Luhmann sieht auch Vorteile in der digitalen Kommunikation.

Jugendliche mit hohem Social-Media-Konsum werden schneller einsam, sagt einer Forscherin
Jugendliche mit hohem Social-Media-Konsum werden schneller einsam, sagt einer ForscherinImago / epd-bild

Nach den Worten einer Expertin kann Social Media Jugendliche einsam machen. „Wenn sich das Sozialleben fast nur noch digital abspielt und wir kaum noch mit anderen persönlich zusammenkommen, kann dies Einsamkeit befördern. Digitale Medien sollten unsere sozialen Beziehungen ergänzen, nicht ersetzen“, sagte Einsamkeitsforscherin Maike Luhmann dem Berliner Tagesspiegel. In einer Studie hatte die Bochumer Psychologieprofessorin unabhängig von der Corona-Krise eine zunehmende Vereinsamung junger Menschen in Deutschland festgestellt.

Luhmann erklärte, dass laut Untersuchung die emotionale Einsamkeit bei Jugendlichen – also das Fehlen von Nähe in der Beziehung – deutlich stärker ausgeprägt gewesen sei als die soziale Einsamkeit, bei der es um die Menge der Beziehungen gehe. Auch hier könnten die digitalen Medien eine Rolle spielen.

Echte Nähe schafft Intimität

„Wenn man sich trifft, wenn man sich in die Augen schauen kann, wenn man sich in den Arm nehmen kann, dann schafft das eine ganz andere Nähe und Intimität, als es die digitalen Medien ermöglichen, vor allem, wenn man nur noch chattet“, so Luhmann.

Andererseits sei die permanente Erreichbarkeit durch die Sozialen Medien auch eine Chance. „Wir können viel einfacher und fast rund um die Uhr mit unseren Freunden in Kontakt treten, und das kann gerade dann gut sein, wenn man sich gerade mal schlecht oder einsam fühlt“, erklärte sie.

Grundsätzlich solle man Einsamkeit nicht nur negativ sehen. „Sie war immer ein Teil unseres Lebens, und es ist gut, dass wir so etwas wie Einsamkeit empfinden können“, sagte die Wissenschaftlerin. „Es ist wie ein Hungersignal des Körpers, das zeigt, dass etwas fehlt. Es sagt uns, dass wir hinausgehen und uns Freunde suchen sollen. Es geht nicht darum, Einsamkeit völlig zu vermeiden, sondern darum, wie man damit umgeht.“