Forscherin: Freizeit erholsam gestalten – So funktioniert’s
Die Urlaubszeit ist endlich da. Doch vielen Menschen fällt es schwer, vom Alltag abzuschalten – auch am Feierabend oder Wochenende. Eine Arbeitspsychologin hat Tipps, wie die Erholung gelingen kann.
Nichtstun ist nach Worten einer Arbeitspsychologin “höchstens für eine gewisse Zeit” erholsam. Besser geeignet seien wohltuende Aktivitäten, sagte Sabine Sonnentag der Zeitschrift “Psychologie Heute” (August-Ausgabe). Dazu zähle Bewegung, aber auch die Gemeinschaft mit vertrauten Menschen, Musikhören, Lesen oder einem Hobby nachzugehen.
Grundsätzlich sei es hilfreich, “wenn man selbst entscheiden kann, wie man seine Freizeit verbringt, wenn man das Gefühl hat, nicht unter Zwang zu stehen”, so Sonnentag. Etwa ein Besuch bei Verwandten könne erholsam sein, wenn man ihn gern mache. “Fühlt man sich hingegen nur verpflichtet und man will es eigentlich nicht und hat keine Möglichkeit, nein zu sagen oder auf den Zeitpunkt und die Dauer der Pflichtvisite Einfluss zu nehmen, dann ist es der Erholung eher abträglich.”
Manche Aufgaben könne man umdeuten, fügte die Expertin hinzu. Etwas Positives lasse sich eher sehen, wenn man sich beispielsweise sage: “Ich könnte mir zwar Schöneres vorstellen, als den Garten umzugraben, aber es ist mir wichtig und ich organisiere es so, dass ich dadurch nicht in Stress gerate.” Dies funktioniere allerdings nicht immer: “Man muss sich nicht einreden, dass man nur positiv denken muss, und schon ist alles schön. Nee. Es gibt einfach Aufgaben, die sind und bleiben unangenehm.”
Sie rate dazu, so viel Erholung wie möglich in den Alltag unter der Woche einzubauen. Helfen könnten dabei kurze Spaziergänge, Atemübungen oder eine Viertelstunde lesen: “Also Tätigkeiten, in denen man aufgehen und über denen man seine Sorgen für eine gewisse Zeit vergessen kann.”
Wenn Erholung dauerhaft zu kurz komme, drohe chronische Erschöpfung, warnte die Professorin für Organisations- und Arbeitspsychologie. Für die größte Belastung am Arbeitsplatz sorgten sogenannte soziale Stressoren. “Das können ausgewachsene Konflikte mit Kolleginnen und Kollegen oder mit den Vorgesetzten sein, aber auch scheinbar harmlose Vorfälle wie kleine Sticheleien oder dass man sich in einer Sitzung übergangen fühlt.”
Auch nicht beendete Aufgaben gingen vielen im Feierabend weiter durch den Kopf. Flexible Arbeitszeiten könnten Abhilfe schaffen – oder Notizen. “Ich weiß dann: Ich habe es mir aufgeschrieben, da schaue ich dann am nächsten Morgen drauf, und bis dahin kann ich es vergessen.”