Schon mal was von den Hurritern gehört? Ein Forschungsprojekt soll ihre Keilschrift-Texte nun genauer entziffern, um mehr über die Geschichte dieses Volkes und seine Rolle im alten Orient zu erfahren.
Unter Historikern galten die Hurriter vor einigen Jahren noch eher als Randerscheinung der altorientalischen Geschichte. Doch nun hat sich der Wind gedreht. Wie die Pressestelle der Julius-Maximilians-Universität Würzburg am Dienstag mitteilte, will ein Forschungsteam der Hochschule zusammen mit Kollegen aus Marburg nahezu 2.000 Texte aus Anatolien entschlüsseln. Die Sprache sei ausschließlich in Keilschrift überliefert. Die Laufzeit des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts sei auf zwölf Jahre angelegt. Für die ersten drei Jahre erhielten die Wissenschaftler eine Summe von knapp einer Million Euro.
Das Hurritische, vor allem aus dem zweiten Jahrtausend vor Christus hauptsächlich im Gebiet der heutigen Staaten Irak, Syrien und Türkei belegt, weise eine schwierige Quellenlage auf, erklärte Daniel Schwemer vom Lehrstuhl für Altorientalistik. Die einzelnen Textgruppen seien weit verstreut worden. Dazu komme, dass die Vielgestaltigkeit der schriftlichen Überlieferung die Auswertung erheblich erschwere. Bei den Texten auf den Tontafeln handele es sich überwiegend um solche für Rituale, Gebete und Hymnen.
Ein Großteil der Überlieferungen stammt der Mitteilung zufolge nicht aus dem Kerngebiet der Hurriter, sondern aus der in Anatolien liegenden Hethiter-Hauptstadt Bogazköy-Hattusa. Grund dafür sei, dass die hethitische Königsfamilie viele hurritische Traditionen aufgenommen habe. So habe sie Gebete sowie Rituale zum Teil auch in zweisprachiger Form niederschreiben lassen. “Diese sogenannten Bilinguen erleichtern die Arbeit, da wir ausgehend vom Hethitischen das Hurritische besser verstehen können”, erläuterte Schwemer.
Auf die Erschließungsarbeit aufbauend werde das Team ein digitales Lexikon erstellen, das erste seiner Art für diese orientalische Sprache, hieß es. Im nächsten Schritt fertigten die Forschenden eine Grammatik des Hurritischen an, die digital und in Buchform erscheinen solle. In der letzten Phase des Projekts sei dann geplant, auf Basis der linguistischen Analysen der Texte und dem damit erreichten verbesserten Verständnis eine neue Darstellung der hurritischen Kulturgeschichte vorzulegen.