Virtuelle Spielautomaten bergen nach Einschätzung des Kölner Kognitions- und Neurowissenschaftlers Jan Peters aufgrund ihres Designs größere Suchtgefahren als klassische mechanische Spielautomaten. „Häufig wird in der Diskussion über das Gefährdungspotenzial des Glücksspiels der Fokus auf individuelle Risikofaktoren gelegt“, erläuterte der Forscher der Universität zu Köln am Mittwoch. „Die Rolle der Designmerkmale verschiedener Glücksspielformen wird dagegen leider oft vernachlässigt.“
Peters hat sich nach Angaben der Hochschule in einer Arbeit mit den auf dem Glücksspielmarkt in den letzten Jahren sehr verbreiteten sogenannte „multi-line electronic gambling machines“ befasst. Diese Spiele werden auf Computern oder Geräten mit Touchscreen wie Smartphones und Tablets, aber auch in der Spielhalle oder Spielbank gespielt. Sie unterscheiden sich in ihrer Struktur von klassischen mechanischen Glücksspielautomaten dadurch, dass die Spieler auf sehr viele Gewinnlinien gleichzeitig setzen können. Damit gebe es mehr potenzielle Gewinnkombinationen, hieß es. Zusätzliche Features wie als Gewinne kaschierte Verluste, oder nur knapp verfehlte „Beinah-Gewinne“ sorgten für eine möglichst lange Spieldauer.
Diese strukturellen Designmerkmale von virtuellen Spielautomaten befördern nach Peters Einschätzung über das Belohnungssystem im Gehirn wahrscheinlich spezifische Lernprozesse, sodass die Spieler zu falschen Erwartungen im Hinblick auf die eigene Kontrolle und ihre Gewinnchancen kämen. Sie entwickelten etwa magisches Denken über „Glückssträhnen“ oder über „heiße“ und „kalte“ Zustände des Automaten. Diese Überzeugungen und Erwartungen trügen dann dazu bei, dass trotz hoher Verluste weitergespielt werde, mit teilweise dramatischen Folgen für die Betroffenen und deren Umfeld.
Weitere Studien sollten nun die Vorhersagen dieser Theorie direkt testen, zum Beispiel, indem die Effekte spezifischer Designmerkmale experimentell untersucht werden, hieß es.