Forscher: Suche nach Anerkennung macht empfänglich für Islamismus

Die Suche nach Anerkennung und einem Gefühl der Zugehörigkeit macht aus Sicht des hannoverschen Soziologen Carl Philipp Schröder Jugendliche anfällig für Islamismus. „Das Selbstwertgefühl ist möglicherweise noch nicht gefestigt, die Unsicherheit groß“, sagte der Mitarbeiter des Kriminologischen Forschungsinstitutes in Hannover der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (Dienstag). „Extremistische Gruppen nutzen das aus.“

Schröder bezog sich auf eine Umfrage des Forschungsinstitutes unter rund 300 muslimischen Jugendlichen im Rahmen des größer angelegten „Niedersachsensurvey 2022“, an dem er beteiligt war. Unter den Schülerinnen und Schülern der neunten Klasse waren der Studie zufolge islamistische Einstellungen bei rund einem Fünftel anzutreffen. In der Studie, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt, wird jedoch darauf verwiesen, dass die Auswertungen aufgrund der kleinen Gruppe der Befragten nicht repräsentativ für muslimische Schüler in Niedersachsen sind.

Dennoch seien die Ergebnisse bemerkenswert, sagte Schröder. „Das ist ein ernst zu nehmender Befund, dem weiter nachgegangen werden muss.“ Eine Mehrheit der muslimischen Befragten befürwortet laut der Studie etwa die Aussagen „Nur der Islam ist in der Lage, die Probleme unserer Zeit zu lösen“ (51,5 Prozent) und „Die Regeln des Korans sind mir wichtiger als die Gesetze in Deutschland“ (67,8 Prozent). Die Aussage „Die Bedrohung des Islam durch die westliche Welt rechtfertigt, dass Musliminnen und Muslime sich mit Gewalt verteidigen“ stieß bei 21,2 Prozent der Befragten auf Zustimmung.

Schröder sagte der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“, er gehe bei den allermeisten Befragten davon aus, dass diese ihr islamistisches Gedankengut nicht in die Tat umsetzten. Allerdings sei bei späteren Tätern eine Radikalisierung über einen langen Zeitraum erfolgt. Um Taten vorzubeugen, seien kostenfreie Freizeitangebote nötig, die Jugendlichen Orientierung böten, sagte der Forscher. Auch politische Bildung in der Schule sei wichtig. So müsse es etwa in Sportvereinen eine Willkommenskultur geben. Noch immer würden muslimische Jugendliche allein aufgrund ihres Glaubens diskriminiert.