Forscher: So funktioniert die Leugnung des Klimawandels

Wirkliche Leugnung des Klimawandels ist eher selten – doch Skeptiker, die den eigenen Lebenswandel ungern hinterfragen, gibt es schon deutlich mehr. Wie Populisten damit punkten, hat ein Forscher untersucht.

Angst und Trotz spielen beim Herunterspielen der Klimakrise eine große Rolle: Das hat der wissenschaftliche Leiter des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft in Jena, Axel Salheiser, untersucht. Sowohl mögliche Verteilungskämpfe als auch die Frage, wie man in Zukunft leben werde, riefen bei vielen Menschen Angst hervor, sagte er der Zeitschrift “Psychologie Heute” (Dezember-Ausgabe). Zugleich gebe es eine Art “kollektive Trotzreaktion” a la: “Sollen diese grünen Ökos doch versuchen, mir das Grillen zu verbieten!”

Die “wirklich Leugnenden” seien dabei nur eine kleine Minderheit, fügte Salheiser hinzu. “Die allermeisten sind schon besorgt über den Klimawandel und prinzipiell der Meinung, dass etwas dagegen getan werden muss.” Bei der Bewertung konkreter Maßnahmen gingen die Meinungen indes auseinander, und es sei legitim, über einen erhofften Nutzen oder befürchtete Folgen zu diskutieren.

Allerdings sorgten Populisten dafür, dass das Thema verstärkt emotional wahrgenommen werde. Das Signal laute: “Man nimmt euch euren Wohlstand, setzt eure Zukunft aufs Spiel, man gefährdet eure Gesundheit durch Windräder, die auch noch die Umwelt verschandeln – und wofür?” Dies könne auch anti-elitäre Züge tragen, wenn etwa behauptet werde, dass die Wissenschaft “irgendwelche Modellrechnungen” durchführe, die nichts mit dem wahren Leben zu tun hätten.

Manche Menschen hätten das Gefühl, zu wenig Einfluss auf Entscheidungen nehmen zu können, die sie betreffen, fügte der Experte hinzu. “Populistische Parteien nutzen das ganz geschickt.” Dazu zähle etwa, sich selbst als klimawandelskeptisch zu bezeichnen: “Skepsis ist viel anschlussfähiger als Totalverweigerung.” Wer sich als Andersdenkender darstelle, erscheine als jemand, der “nicht einfach in blindem Vertrauen der politischen Führung” folge, sondern kritisch und nachdenklich sei.

Auch sehe er einen großen Wunsch nach “Entlastungserzählungen”, sagte Salheiser: “Letztlich läuft es darauf hinaus, dass sie ihre Privilegien mit aller Macht verteidigen möchten. Aber eigentlich denkt man sowieso, dass man ja gar nicht privilegiert ist. Man hat zwar zwei Autos und fliegt jedes Jahr in den Urlaub, aber das ist doch normal, das machen doch alle so.”