Forscher: Persönliche Begegnung mit Zeitzeugen ist unersetzbar
Filme, Videos, Bücher, Infos aus dem Netz: Darüber kann man sich über historische Ereignisse informieren. Nichts sei aber so prägend wie die Begegnung in der realen Welt mit einem Zeitzeugen, sagt ein Experte.
Die persönliche Begegnung mit Zeitzeugen historischer Ereignisse ist nach Einschätzung eines Forschers unersetzbar. “Nichts ist so unmittelbar wie leibhaftig vor jemandem zu sitzen, der von eigenen Erfahrungen berichtet. Dies ist der prägendste Zugang zur Geschichte”, sagte Sozialpsychologe Jonas Rees am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Er forscht am Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld zur Erinnerungskultur.
Auch sogenannte digitale Hologramme von Zeitzeugen – bei denen ein reales Interview mittels KI simuliert wird – könnten diese Unmittelbarkeit nicht ersetzen. “‘Wie funktioniert das? Was kann ich den noch fragen?’ Nach unseren Erfahrungen steht eher die technisch-spielerische Seite bei den Nutzern von Hologrammen im Vordergrund. Erinnerungskultur muss nicht schlimm und deprimierend sein. Aber die technische Seite sollte dabei nicht das Wichtigste sein”, so der Erinnerungsforscher. Er kritisierte das Internet als Ort der Erinnerung als “Riesenproblem”. Ursache sei, “dass Online-Quellen nicht kuratiert – also nicht begleitet – sind.”
Grundsätzlich plädierte Rees dafür, Jugendlichen mehr Geschichtsbewusstsein zuzutrauen. Sie seien an historischen Themen und Erinnerungskultur interessierter und auch anspruchsvoller als oftmals unterstellt. “Es wird dem Interesse junger Menschen nicht gerecht, zu glauben, man könnte sie mit etwas abholen, was nur 30 Sekunden dauert und blinkt”, so Rees.