Die Klimaerwärmung könnte bereits in diesem Jahr 1,5 Grad betragen. Dies zeigten neue Berechnungen zu den Klimazielen des Pariser Klimaabkommens einer internationalen Forschungsgruppe um den Gießener Physiker Armin Bunde und Josef Ludescher vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, wie die Universität Gießen am Montag mitteilte. Unter der Voraussetzung, dass die vom Menschen verursachte Erwärmung weiterhin linear ansteige, machten die Forscher Vorhersagen, wann mit welcher Wahrscheinlichkeit die 1,5- und die 2-Grad-Schwellen überschritten werden.
„Die Schwelle von 1,5 Grad Celsius könnte nach unserer Analyse bereits in diesem Jahr überschritten sein, und zwar mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 20 Prozent“, sagte der Erstautor Josef Ludescher den Angaben zufolge. „Mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent wird sie spätestens 2040 überschritten. Die 2-Grad-Schwelle wird mit 20 Prozent Wahrscheinlichkeit schon 2047 überschritten sein, mit 80 Prozent Wahrscheinlichkeit spätestens im Jahr 2069.“
Bunde halte es für unwahrscheinlich, dass durch geeignete weltweite Maßnahmen die anthropogene Erwärmung noch unter 1,5 Grad Celsius gehalten werden kann, so die Universität. „Ein Überschreiten der 2-Grad-Marke lässt sich vielleicht noch verhindern, wenn es weltweit gelingt, die Ursachen für die anthropogene Erwärmung, nämlich die Nutzung fossiler Brennstoffe und die zunehmende Landnutzung, deutlich zurückzufahren und zudem vorhandene Kohlendioxidspeicher wie Waldgebiete und Moore erheblich auszudehnen“, sagte Bunde.
Oberhalb von 2 Grad Celsius bestehe die Gefahr, dass der mit der Erwärmung verbundene Klimawandel nicht mehr beherrschbar werde und nicht umkehrbare Klimaänderungen auftreten, erklärte die Universität.
Die Ergebnisse der statistischen Analyse wurden in der Nature-Zeitschrift „Communications Earth & Environment“ veröffentlicht.