Forscher: IQ-Tests bei Kindern nicht langfristig aussagekräftig

Wer als Kind als hochintelligent getestet wurde, muss als Erwachsener nicht zwangsläufig einen hohen IQ-Wert haben. Trierer Hochbegabtenforscher zweifeln an der Aussagekraft einmaliger IQ-Tests im Kindesalter.

Intelligenztests bei Kindern lassen nicht immer Rückschlüsse auf den IQ im Erwachsenenalter zu. Laut einer Studie der Universität Trier bedeuten Intelligenzmessungen bei Kleinkindern und Grundschülern nur eine Momentaufnahme mit zeitlich stark begrenzter Aussagekraft. „Besonders im Kindesalter können Intelligenztestergebnisse noch größeren Veränderungen unterliegen und sind erst ab dem Jugend- oder Erwachsenenalter ausreichend stabil und längerfristig gültig“, sagte Studienautor Moritz Breit am Montag in Trier. Die Experten schlagen deshalb mehrere Tests bis ins Erwachsenenalter vor.

Als Gründe für instabile Intelligenz-Quotienten verweisen die Wissenschaftler auf Erkenntnisse der Hochbegabtenforschung, wonach sich Intelligenz aus unterschiedlichen Fähigkeiten zusammensetze. Diese entwickelten sich im Kindesalter in höchst unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Zunächst verzögerte Entwicklungsschritte könnten später aufgeholt werden. Auch wenn IQ-Tests speziell für verschiedene Altersgruppen angelegt seien, könnten Ergebnisse verfälscht sein, wenn Kinder für ihr Alter übliche Entwicklungsschritte erst später machten. Die Trierer Wissenschaftler argumentieren auch, dass Intelligenz das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels von genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen sei.

Wer als Erwachsener allerdings einmal getestet wurde, darf sich auch nach den neuen Forschungsergebnissen kaum noch Hoffnung darauf machen, ein paar Jahre später deutlich besser beim Intelligenztests abzuschneiden. „Im Erwachsenenalter scheinen viele Fähigkeiten ein Plateau erreicht zu haben. Daher spielen hier unterschiedlich schnelle kognitive Entwicklungen keine größere Rolle mehr“, heißt es in der Studie. Außerdem lebten die meisten Erwachsenen „in eher konstanten Umwelten oder suchen sich solche aus, die zu ihren Fähigkeiten passen“, betonten die Forscher. Daher sei im Erwachsenenalter auch durch äußere Einflüsse überwiegend keine Intelligenzsteigerung mehr zu erwarten.

Für die Studie erhoben die Trierer Forschenden in Zusammenarbeit mit der Universität Texas keine eigenen Daten, sondern werteten bereits veröffentlichte Studien aus. So seien 205 Untersuchungen mit knapp 90.000 Teilnehmern ausgewertet worden.