Forscher: Flüchtlinge vergleichsweise selten beim Zahnarzt

Geflüchtete in Deutschland erhalten offenbar weit seltener Zahnbehandlungen als die durchschnittliche Gesamtbevölkerung. So hätten nach Untersuchungen von Bielefelder Gesundheitswissenschaftlern lediglich rund 38 Prozent von befragten Geflüchteten im Jahr 2018 angegeben, in den vergangenen zwölf Monaten zahnmedizinisch behandelt worden zu sein, erklärte die Universität Bielefeld am Mittwoch. In der Gesamtbevölkerung sei die Zahl der Zahnbehandlungen wesentlich höher.

Laut einer Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ des Robert Koch-Instituts von 2020 hätten mehr als 82 Prozent der Befragten angegeben, in den vergangenen zwölf Monaten bei einer zahnmedizinischen Untersuchung gewesen zu sein. Beide Zahlen seien allerdings nur begrenzt miteinander vergleichbar, da es sich um unterschiedliche Datengrundlagen handele, hieß es.

Die Daten zur zahnmedizinischen Versorgung von Migranten stammen den Angaben zufolge aus einer Querschnittstudie aus dem Jahr 2018, die der Bielefelder Gesundheitswissenschaftler Kayvan Bozorgmehr geleitet hat. Dafür wurden den Angaben zufolge per Zufallsstichprobe 863 geflüchtete Menschen in Aufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften in Baden-Württemberg und Berlin unter anderem gefragt, inwiefern sie eine zahnmedizinische Versorgung in Anspruch nahmen.

Nach dem Asylbewerberleistungsgesetz dürfen Zahnbehandlungen bei Geflüchteten nur dann durchgeführt werden, wenn es unaufschiebbare medizinische Gründe dafür gibt, wie die Universität erklärte. Weitere Leistungen dürften im laufenden Asylverfahren, bei einem abgelehnten Verfahren oder einer Duldung in den ersten 18 Monaten des Aufenthalts in Deutschland nur auf Antrag bei der zuständigen Behörde und nach deren Ermessen gewährt werden.

Im vergangenen Herbst sei öffentlich über die zahnmedizinische Versorgung abgelehnter Asylbewerber diskutiert worden, hieß es. Die Untersuchung zeige jedoch, dass Asylsuchende in Deutschland deutlich weniger Behandlungen erhielten als der Durchschnitt.

Die Ergebnisse wurden in einem am Mittwoch erschienenen Fachartikel in einem Journal des Robert Koch-Instituts veröffentlicht. Verfasser sind neben Bozorgmehr Ko-Autorinnen des Universitätsklinikums Heidelberg, des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung und des Robert Koch-Instituts (RKI)