Forscher ermitteln Zusammenhang zwischen Gefallenen und Nationalismus

Forscher der Universität Osnabrück haben gemeinsam mit internationalen Kollegen einen Zusammenhang zwischen der Zahl der Gefallenen im Ersten Weltkrieg (1914-1918) und der Wahl nationalistischer Parteien ermittelt. Demnach stimmten Landkreise, die viele Kriegstote zu verzeichnen hatten, später stärker für extreme nationalistische Parteien, wie die Uni am Montag mitteilte. Die Wahlunterstützung für die NSDAP und die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) sei während der gesamten Zwischenkriegszeit um 2,5 Prozentpunkte höher ausgefallen als in anderen Landkreisen.

Zudem hätten sie auch Belege dafür gefunden, dass die Sympathie für nationalistische Parteien dann noch stärker ausfiel, wenn der Toten etwa durch Kriegsdenkmäler besonders gedacht worden sei, erläuterte der Politikwissenschaftler Alexander De Juan. Die NSDAP habe also vor allem dort Nutzen aus dem Krieg ziehen können, wo die lokale Bevölkerung besonders große Verluste zu verzeichnen hatte.

Die Studie lege den Schluss nahe, dass die Nähe zu Opfern im Kontext internationaler Kriege langfristige Auswirkungen auf politische Einstellungen haben könne, sagte De Juan. „Unsere Ergebnisse zeigen, wie Kriege Spiralen aus nationalistischen politischen Programmen und zwischenstaatlicher Gewalt befördern können.“ Die Ergebnisse der Studie wurden in der aktuellen Ausgabe (Band 118) des Journals für Politikwissenschaft, der American Political Science Review, veröffentlicht.

Der Politologe wurde von Kollegen an den Universitäten Oxford (England), Princeton (USA), Oslo und Bergen (beide Norwegen) unterstützt. Sie analysierten nach eigenen Angaben die digitalisierten Daten aller 7,5 Millionen deutschen Soldaten, die im Ersten Weltkrieg verwundet wurden oder starben, und kombinierten sie auf der Landkreisebene mit Informationen über die Stimmenanteile der beiden wichtigsten rechtsnationalen Parteien in der Weimarer Republik.