Forscher: Eltern dürfen Kindern beim Sammeln Grenzen setzen
Kinder haben einem Experten zufolge beim Sammeln andere Wertvorstellungen als Erwachsene. „Kinder finden auch Sachen schön, die für uns Abfall sind“, sagte der Gießener Erziehungswissenschaftler Ludwig Duncker der „Süddeutschen Zeitung“ (Donnerstag). „Was uns wertvoll ist, finden Kinder dagegen oft uninteressant. Diese Wertvorstellungen entwickeln sich auch im Umgang mit dem Sammeln.“ Duncker fügte an: „Damit ein Kinderzimmer aber nicht zur Müllhalde wird, darf man als Eltern Grenzen setzen.“
Als Beispiel nannte Duncker: „Du darfst nur so viel sammeln, wie in dieses Regal reinpasst. Und manche Sammelobjekte kann man auch aus hygienischen Gründen gar nicht im Zimmer aufbewahren.“ Der Fachmann erzählte mit Blick auf seine Forschung: „Wir haben zum Beispiel mit einem Jungen gesprochen, der Knochen von verwesten Tieren gesammelt hat. Die mussten immer erst ausgekocht werden, und dann durfte er die nur draußen in einem alten Hühnerstall aufbewahren.“
Weiter sagte der Fachmann, Kinder setzten sich beim Sammeln mit einem bestimmten Stück ihrer Umgebung detailliert auseinander. „Das können Steine, Stöcke, Kastanien, Bonbonpapier oder Autos sein. Alle Dinge, die sie gerade so finden.“ Das Sammeln sei eine Art der Weltbegegnung. Zunächst wecke die ästhetische Erscheinungsform die Aufmerksamkeit und löse dann das Interesse aus, sich näher mit dieser Sache zu beschäftigen. „Kinder wollen diese Sachen in die Hand nehmen, von verschiedenen Seiten betrachten, miteinander vergleichen und schließlich besitzen.“
Dadurch lernten Kinder das genaue Beobachten, so Duncker. „Wenn man einem Kind sagt, such mal zwei Kastanien, die genau gleich aussehen, wird das nicht gelingen, weil es die nicht gibt. Aber ein Kind wird das nur verstehen, wenn es selbst auf die Suche geht, Kastanien sammelt und vergleicht.“ Durch das Sammeln entdeckten Kinder auch Strategien: „Zum Beispiel, wie kann ich jetzt die Oma nerven, damit die einen Euro für neue Sammelbilder locker macht.“
Im Blick auf Sammelkarten fügte der Forscher an, durch diese lernten Kinder zum Beispiel auch, etwas auszuhandeln, Kompromisse zu schließen und mit Reue und Erfolg umzugehen – je nachdem, welche Karte man wofür erhalten oder abgegeben habe.