Artikel teilen:

Forscher: Eingewanderte verdienen im Schnitt 20 Prozent weniger

In Deutschland verdienen Eingewanderte im Schnitt deutlich weniger als Einheimische – oft wegen struktureller Hürden. Was Forscher nun fordern.

In Deutschland verdienen Eingewanderte im Schnitt rund 20 Prozent weniger als Einheimische: Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie für die Fachzeitschrift “Nature”, wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung am Donnerstag in Nürnberg mitteilte.

Der Wert von 19,6 Prozent bezieht sich demnach auf Eingewanderte der ersten Generation. Darunter versteht man Personen, die in anderen Ländern geboren wurden und selbst Migrationserfahrung haben. Drei Viertel dieses Lohnunterschieds ergäben sich daraus, dass Eingewanderte seltener in hoch bezahlten Branchen oder Positionen arbeiteten. Der Rest liege an ungleicher Bezahlung innerhalb desselben Unternehmens und derselben Position.

Auch bei der zweiten Generation Eingewanderter, also den Kindern der ersten Generation, gibt es einen Lohnunterschied, wie die Forscher weiter schreiben. Dieser betrage zwar nur knapp acht Prozent. Doch vor allem die Kinder von Personen aus Afrika und dem Nahen Osten seien weiter benachteiligt. Auch bei der zweiten Generation sei der Großteil des Lohngefälles auf unterschiedliche Berufs- und Branchenverteilungen zurückzuführen.

“Bei der Integration geht es nicht nur um gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Es geht vor allem darum, strukturelle Zugangsbarrieren in gut bezahlte Beschäftigungsbereiche abzubauen”, sagte Mitautor Malte Reichelt vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und Juniorprofessor an der Universität Erlangen-Nürnberg. “Gezielte Maßnahmen – etwa Sprachförderung, Anerkennung ausländischer Abschlüsse, Ausbau beruflicher Netzwerke und bessere Informationsvermittlung – sind wichtig, um strukturelle Barrieren abzubauen.”

Die Forscher vergleichen die Lohnunterschiede in acht weiteren Ländern: Kanada, Dänemark, Frankreich, Niederlande, Norwegen, Spanien, Schweden und USA. Dabei zeigten sich Unterschiede: Die größten Lücken in der ersten Generation wurden laut Mitteilung in Spanien (knapp 30 Prozent) und Kanada (rund 28 Prozent) ermittelt. Die geringsten Unterschiede gab es in Dänemark mit knapp zehn Prozent und in Schweden mit sieben Prozent. Deutschland hat den viertgrößten Wert. In der zweiten Generation ist das Lohngefälle in Norwegen mit knapp neun Prozent am größten, am niedrigsten in Kanada mit rund zwei Prozent.

Für die Studie seien Daten von rund 13,5 Millionen Personen aus den genannten Ländern ausgewertet worden, heißt es. Sie wurde demnach von einem internationalen Forschungsteam unter Leitung der Universität Oslo erstellt.