„Dilettanten des Menschseins“: Forderung nach Vereinfachung des Priester-Amts

Die überfrachtete Rolle des Priesters ist nicht mehr zeitgemäß, meint der Leiter der kirchlichen Arbeitsstelle für Männerseelsorge. Vielmehr solle deren „gewöhnliche Menschlichkeit“ spürbarer sein.

Kardinal Woelki umringt von Priestern bei einer Prozession durch die Kölner Innenstadt
Kardinal Woelki umringt von Priestern bei einer Prozession durch die Kölner InnenstadtImago / Panama Pictures

Das Amt des Priesters ist aus Sicht des Leiters der Arbeitsstelle für Männerseelsorge und Männerarbeit in den deutschen Diözesen, Andreas Heek, überfrachtet. Als Beispiel nannte er in einem Gastbeitrag für das Portal katholisch.de das Thema Sakralisierung. „Diese Überfrachtung von Menschsein durch das kirchliche Amtsverständnis überfordert die Männer, die diesen Beruf ergreifen.“

Priester, die bemerkten, dass sie der „Aufladung mit Aura und Charisma“ menschlich nicht standhielten, würden mitunter darüber krank, so Heek. „Im besten Falle lehnen sie den Zugriff des Amtes auf ihr ganzes Menschsein ab und verbinden sich außerhalb ihrer klerikalen Funktionen mit ihrer gewöhnlichen Menschlichkeit.“ Dann blieben sie gesund und seien „sympathische Dilettanten des Menschseins wie alle anderen auch“. Es gebe genug Priester, die als Mensch spürbar blieben.

Missbrauchsskandal schadet Ruf der Priester

Die wenigsten Christinnen und Christen glaubten noch an die „Besonderheit des Priester-Mannes“, so Heek. „Der prägnanteste Beweis für die inhaltliche Überdehnung der Lehre von der Wesensverschiedenheit des Priesters hat tatsächlich der Missbrauchsskandal sichtbar gemacht, so unrecht die Sippenhaft den vielen integren Priestern gegenüber auch ist.“ Dass Priester nicht durch ihre Weihe „immun gegen die Möglichkeit sind, zum Verbrecher zu werden, hat der Skandal überdeutlich werden lassen“. Die kirchliche Lehre müsse „abrüsten“ beim Amtsverständnis des Priesters, der letztlich auch nur ein Mensch sei, forderte der Theologe.