Flughafenseelsorger sieht merkwürdige Stimmung

Manche Passagiere seien sehr vorsichtig, andere würden überhaupt keine Rücksicht nehmen, sagt der katholische Pfarrer Johannes Peter Paul. Er sei selbst in der Corona-Pause jeden Tag dort gewesen.

Der katholische Flughafenseelsorger Johannes Peter Paul (li.) mit seinem evangelische Kollegen Björn Kranefuß
Der katholische Flughafenseelsorger Johannes Peter Paul (li.) mit seinem evangelische Kollegen Björn KranefußMichael Penner

Hamburg. Am Hamburger Flughafen herrscht in den Sommerferien nach Eindruck des katholischen Pfarrers Johannes Peter Paul (71) eine merkwürdige Stimmung. „Die Menschen sind vorsichtiger geworden“, sagte der Flughafenseelsorger der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „Einige warten, um anderen auf der Treppe nicht zu nahe zu kommen, oder sie sind unsicher.“ Immer wieder komme es auch zu Konflikten zwischen der Polizei und Reisenden, die ihre Maske nicht tragen.

Nach Aufhebung zahlreicher Reisebeschränkungen läuft der Betrieb an Norddeutschlands größtem Flughafen zur Reisesaison langsam wieder an. Das Passagieraufkommen liegt aber noch weit unter dem Niveau der Vor-Corona-Zeit. Derzeit starten bis zu 100 Maschinen am Tag vom Hamburg Airport.

Angst um den Job

Von den Beschäftigten seien viele unzufrieden und hätten Angst um ihren Job, sagte Paul. „Es hat schon Entlassungen gegeben.“ Wie die Betroffenen sozial aufgefangen werden, könne er jedoch nicht beurteilen.

In der Kapelle des Flughafens werden wieder Gottesdienste gefeiert
In der Kapelle des Flughafens werden wieder Gottesdienste gefeiertMichael Penner

Als der Flughafen coronabedingt fast menschenleer war, sei er trotzdem dorthin gefahren und habe jeden Tag eine Stunde in Stille in der Kapelle verbracht, so der Seelsorger. „Es war ein eigenartiges Gefühl, weil niemand da war und alles dunkel und geschlossen war.“ Manchmal habe er einzelne Mitarbeiter getroffen und kurze Gespräche geführt.

Inzwischen darf Paul wieder regelmäßige Sonntagsmessen am Airport feiern. „Es ist ein bisschen ungewohnt, dass bei den Gottesdiensten wieder Lärm aus dem Terminal schallt. Aber wir singen dagegen an.“ In der Wahlgemeinde, die sich dort versammele und überwiegend aus Hamburgern bestehe, sieht der Pfarrer eine Art Kirche der Zukunft. „Wir dürfen nicht an den leeren Kirchen festhalten, sondern müssen dahin gehen, wo die Menschen sind.“ Der Flughafen werde auf diese Weise zur Kathedrale.

Ansprechpartner auch für Mitarbeiter des Flughafens

Als Flughafenseelsorger ist Paul Ansprechpartner für Reisende sowie Mitarbeitende des Flughafens und der Airlines. Er kümmert sich um Notfälle und feiert regelmäßig Gottesdienste. Zusammen mit einem evangelischen Kollegen Björn Kranefuß betreut er einen Andachtsraum im Terminal 1, wo eine Bibel und Gebetstexte ausliegen. (KNA)