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Flüchtlingswelle im Ostkongo – Entsetzen nach Islamisten-Überfall

Islamisten hatten in der Nacht zum Sonntag im Osten des Kongo ein Blutbad angerichtet. 43 Menschen starben. Nun ist die Bevölkerung der Stadt Komanda auf der Flucht. Auch der Papst äußert sich.

Nach dem Terrorangriff islamistischer Terroristen sind Tausende Familien aus der Stadt Komanda im Osten der Demokratischen Republik Kongo geflohen. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung Komandas habe ihre Häuser zurückgelassen, um anderswo Zuflucht zu suchen, berichtet der Sender Radio Okapi (Montag). Papst Leo XIV. äußerte sich bestürzt. Das Hilfswerk missio Aachen forderte (Montag) einen effektiveren Schutz für christliche Gemeinschaften im Osten der Demokratischen Republik Kongo.

Mehrere Stadtteile, die als am stärksten gefährdet gelten, sind laut dem Sender fast vollständig verlassen; Märkte, Geschäfte, Apotheken und sogar Kirchen blieben geschlossen. Die einen machten sich auf den Weg nach Kisangani, andere nach Bunia; zu Fuß, mit dem Motorrad oder in überfüllten Taxis. Die gemeinsamen Streitkräfte der Demokratischen Republik Kongo und Ugandas hätten ihre Präsenz in der Region verstärkt; die Angst bleibe aber bestehen.

Laut Angaben der Vereinigung der Vertriebenen und Kriegsopfer von Ituri waren bereits in den vergangenen Tagen mehr als 20.000 neue Vertriebene aus dem weiter nördlich gelegenen Gebiet Djugu in Notunterkünften in Bunia und Umgebung angekommen. Die massiven Bevölkerungsbewegungen stehen in Zusammenhang mit der zunehmenden Unsicherheit im Gebiet Djugu, wo die Streitkräfte Militäroperationen gegen aktive bewaffnete Gruppen durchführt. Ugandische Rebellen der islamistischen Allied Democratic Forces (ADF) hatten in der Nacht zum Sonntag in Komanda ein Blutbad angerichtet. Die Rede war von 43 Todesopfern, davon 21 Tote in einer Kirche.

Berichten zufolge setzten die Angreifer kurz nach Mitternacht zunächst Geschäfte und Lastwagen in Brand. Dann seien etwa 20 Menschen, die in der Nacht zum Sonntag eine Gebetswache in einer katholischen Kirche hielten, überrascht und mit Stichwaffen niedergemetzelt worden. Weitere Leichen seien in niedergebrannten Häusern und Geschäften unweit der Kirche gefunden worden.

Die Terroristen sollen laut Polizeiangaben von ihrer Hochburg Mont Hoyo aus aufgebrochen sein. Beim Eintreffen der Sicherheitskräfte seien die Täter bereits abgerückt gewesen. Die jüngsten Angriffe erfolgten nach mehreren Monaten der Ruhe in der Region, in die zuletzt viele Vertriebene zurückgekehrt seien.

Zuletzt zerstörte die ADF laut missio Aachen im Februar in Nord-Kivu eine protestantische Kirche und tötete mehr als 70 Menschen. Seit 2020 töteten die ADF und verwandte Gruppen laut EU-Parlament mehr als 2.000 Menschen. missio-Sprecher Johannes Seibel: “Die Afrikapolitik der Bundesregierung und der Europäischen Union muss besser auf die Gefahr des islamistischen Terrors in Ostafrika reagieren und mit den betroffenen Ländern gemeinsam Konzepte entwickeln, um den politischen Einfluss der Islamisten zu begrenzen”.

Die bevölkerungsreiche Demokratische Republik Kongo ist nach Algerien der zweitgrößte Flächenstaat Afrikas und fast siebenmal so groß wie Deutschland. Vor allem im rohstoffreichen Osten des Kongo kämpfen seit vielen Jahrzehnten diverse Rebellengruppen um die Vorherrschaft. Konflikte in den Nachbarstaaten tragen ebenfalls zu einer politisch instabilen Lage bei. Hinzu kommt eine meist schwache Zentralregierung in Kinshasa.